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14.7.2023 -

Briefe aus China: Ausgabe Sommer 2023

Internationales

Informationen und News rund um Wirtschaft und Investitionen in China

Titelbild Länderbrief

Wie sieht das Verhältnis zwischen China und dem Westen in Zukunft aus? Darüber wird auf höchster Ebene diskutiert – mit Auswirkungen für den Unternehmensalltag. Dieses und weitere Themen in unserem Länderbrief China im Sommer 2023.

Nachdem coronabedingt die Ein- und Ausreise aus China lange Zeit praktisch nicht möglich war, wollen wir mit der Rückkehr zur Normalität jetzt auch unsere China-Briefe fortsetzen. Aus Shanghai berichtet Wang Lu, Direktorin unseres Bremeninvest-Büros, und gibt uns alle vier Monate einen Überblick über Trends, Chancen und neue Entwicklungen im Land. Wenn Sie diesen Länderbrief regelmäßig als Newsletter erhalten möchten, melden Sie sich gern hier an.

Aktuelles aus China im Sommer 2023:

Deutsch-chinesische Regierungskonsultationen und China-Strategie der Bundesregierung – zwischen alter Nähe und neuer Ferne

Shanghai
© unsplash

Anlässlich der 7. deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen besuchte der chinesische Ministerpräsident Li Qiang im Juni 2023 Berlin. Gleichzeitig traf US-Außenminister Antony Blinken in China unter anderem Staatschef Xi Jinping – die erste Reise eines US-Außenministers nach China seit 2018.

Die Gespräche und Ergebnisse, die bei beiden Ereignissen geführt bzw. erzielt wurden, verdeutlichten die Ambivalenz, die westlich-chinesische Beziehungen schon seit Jahren prägt und die sich auch in Zukunft nicht abschwächen wird. Einerseits sind die gegenseitigen wirtschaftlichen Verflechtungen stark, andererseits treffen Politiksysteme mit unterschiedlichen Wertevorstellungen aber ähnlichen Hegemonialansprüchen aufeinander.

Denn westliche Vorstellungen von Freiheit, Pluralismus, Demokratie und globaler Marktwirtschaft treffen auf Interessen der chinesischen Staatsführung, die die Erhaltung und den Ausbau des eigenen Systems an erste Stelle setzt und dies über die Interessen anderer Länder, Wertegemeinschaften oder auch Personengruppen positioniert. Kontrolle und Sicherheit der Gesellschaft stehen über individuellen Bedürfnissen.

Das zeigt sich etwa im andauernden Handelskrieg zwischen den USA und China, der Taiwan-Situation, beim Kauf der Wärmepumpensparte des Herstellers Viessmann oder der China-Strategie der Bundesregierung. Auch Themen wie das neue Anti-Spionage-Gesetz der chinesischen Regierung spielen da herein.

Chinastrategie: Risiken minimieren, auf Kooperation setzen

Auch die Bundesregierung sieht sich aufgrund der Ambivalenz veranlasst, ihren eigenen Kurs neu festzulegen. Am 13. Juli 2023 beschloss das Kabinett die neue China-Strategie (PDF). Darin heißt es prominent, dass “China für die Bundesregierung gleichzeitig Partner, Wettbewerber und systemischer Rivale” sei.

In dem Dokument betont sie, dass einerseits die wirtschaftliche Zusammenarbeit fortgeführt werden soll, die Abhängigkeit jedoch verringert werden müsse. Begegnen möchte sie systemischen Herausforderungen durch eine enge Zusammenarbeit mit anderen westlichen Systempartnern - allen voran die EU. Aber auch durch besseren Schutz kritischer Infrastrukturen, den Ausbau von Partnerschaften zu anderen Wirtschaftsräumen (Diversifizierung) sowie eine bessere Integration Chinas in internationale Rechtssysteme.

Ein zentraler Punkt ist die Fortführung der engen Zusammenarbeit mit dem Reich der Mitte sowohl auf wirtschaftlicher, wie auch gesellschaftlicher Ebene. Dazu zählen Punkte wie Klimaschutz, wissenschaftlicher Austausch und Dialog auf verschiedenen Ebenen. Hier findet kein Bruch mit der bisherigen Linie statt, im Großen und Ganzen setzt die China-Strategie den bisherigen Kurs fort, konkretisiert ihn nur an manchen Stellen.

Was ergibt sich daraus für Unternehmen?

Der Westen versucht auf dem schmalen Grat des „De-Risking“ ohne „De-Coupling“ zu balancieren – also die wirtschaftliche Abhängigkeit von China zu verringern, ohne sich von China abzuwenden. China setzt hingegen auf zunehmende Autarkie und technologisch Unabhängigkeit vom Westen. Das wird durch Strategien wie die “Politik der zwei Kreisläufe“ zum Ausdruck gebracht, die die Importabhängigkeit reduzieren soll – mit direkten Auswirkungen auf westliche Unternehmen.

Für diese ergibt sich daraus eine herausfordernde Lage. Sie müssen sich fragen: „Welche kritischen Prozesse sind von China abhängig – und wie können wir diese unabhängiger gestalten?“, fasst es etwa China-Expertin Dr. May-Britt Stumbaum gegenüber der WFB im aktuellen Go Global!-Podcast zusammen (siehe unten).

Denn politische Ziele aller Parteien wurden und werden weiterhin über wirtschaftspolitische Maßnahmen ausgetragen. Das macht Geschäfte unplanbarer – eine Unsicherheit, auf die sich die Unternehmen einstellen müssen.

Es gilt, die eigenen Lieferketten bei Chinageschäften resilienter zu gestalten – ob nun als „China plus One“, also mit ergänzender Fertigung in anderen asiatischen Ländern – oder mit mehr Fertigungstiefe in China selbst, um Lieferketten und Wertschöpfung im Land zu halten.

Das gilt im Übrigen auch für chinesische Unternehmen, die in Europa aktiv sind und vor ähnlichen Herausforderungen durch Handelskrieg und neuen Gesetzen stehen. Auch sie müssen die Wertschöpfungstiefe in Europa erhöhen, was wiederum neue Investments und Wachstumschancen mit sich bringt. Dazu mehr in unserem Interview mit Dr. Florian Kessler (siehe unten).

Podcast Go Global! - Die Ambitionen Chinas: Ein geopolitisches Update für deutsche Unternehmen

Die Welt im Blick, in Bremen zuhause - die Themen des Go Global!-Podcasts
Die Welt im Blick, in Bremen zuhause - die Themen des Go Global!-Podcasts © WFB

Welchen Einfluss haben die geopolitischen Entwicklungen, die China betreffen, eigentlich auf deutsche Unternehmen? Wie verhalten sich deutsche Firmen im Spannungsfeld USA – Taiwan – China? Darüber spricht Dr. May-Britt Stumbaum in der Go Global!-Podcast-Folge 29.

Sie ist Direktorin am The SPEAR Institute und Team Leader Asia Pacific Security am Center for Intelligence and Security Studies (CISS) an der Universität der Bundeswehr in München.

„Mit einem vernünftigen Risikomanagement bietet China deutschen Unternehmen nach wie vor große Chancen“

Dr. Florian Kessler © WFB/Raveling

Ergänzend zum Podcast schätzt der Bremer Rechtsanwalt Dr. Florian Kessler die Chancen und Risiken deutscher Unternehmen in China für uns ein. Er arbeitete 20 Jahre in China als Rechtsanwalt und Unternehmensberater in seiner eigenen Kanzlei und kehrte kürzlich nach Bremen zurück, um von hier aus seine deutschen Kundinnen und Kunden mit Chinageschäft zu betreuen sowie chinesische Unternehmen beim Start in Europa zu helfen. Auch er sieht die Bedeutung resilienter Lieferketten für die Zukunft.

Bremen aktiv in Berlin, Guangzhou, Jiangxi

© WFB

Kleinen und mittleren Unternehmen aus China den Weg nach Europa eröffnen – mit Bremen als Basis: Diese Chance möchte Bremeninvest, die Auslandsmarke der WFB, Unternehmen im Reich der Mitte eröffnen. Gleich an mehreren Orten bekamen wir im Sommer Gelegenheit dazu. Ende Juni besuchten wir in der Hafenstadt Guangzhou das “China-Europe Forum on Sustainable Development of SMEs” auf der China International SME Fair, wo wir als Teil des deutschen Pavillons teilnahmen. Zudem stellten wir uns in der Provinz Jiangxi im Juni vor und besuchten unter anderem den Mobilfunkausrüster Huaqin bei einer Delegationsreise.

In Berlin hat sich derweil unser Bremeninvest-Projektleiter Matthias Hempen an dem 11. deutsch-chinesischen Forum für Wirtschaftliche und technologische Zusammenarbeit beteiligt, um daraus neue Strategien für künftige Ansiedlungsaktivitäten entwickeln zu können. Das Forum fand parallel zu den 7. deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen statt und fokussierte sich auf die Bereiche industrielle Transformation, Energiewende, technologische Innovationen und industrielle Entwicklung.

Chinastrategie und Bremen

Aus der neuen Chinastrategie der Bundesregierung lässt sich für Bremen vor allem eine Fortführung der bestehenden, erfolgreichen Aktivitäten ableiten. So betont die Strategie etwa Städtepartnerschaften als ein Mittel des Dialogs - hier besteht mit der chinesischen Stadt Dalian und Bremen bereits seit 1985 eine solche Kooperation. Auch im Bereich Klima/Nachhaltigkeit besteht Potenzial, intensiver zusammenarbeiten, ob nun im Bereich der Batteriefertigung oder des Wasserstoffs mit Bremen als Automotive-Standort und als einem Fokuspunkt der norddeutschen Wasserstofflandschaft. Zuletzt ist auch der Ausbau der China-Kompetenz, wie von der Regierung gefordert, ein Punkt, in dem sich Bremen engagiert. Etwa bei Kooperationen mit Konfuzius-Instituten, dessen Partner Bremeninvest ist.

Save the Date: Wasserstoff als Brücke zwischen China und Deutschland

© WFB

Was verbindet China und Deutschland im Riesenmarkt Wasserstoff? Darum soll es auf dem „Sino-German Hydrogen Workshop“ in Bremen am 28. September 2023 gehen. Der Workshop findet auf der Hydrogen Technology Expo Europe statt, der führenden Wasserstoffmesse. Er wird ausgerichtet von der HY-5-Initiative und richtet sich an chinesische Unternehmen. Er soll Geschäftsmöglichkeiten in den Bereichen H2-Lieferkettenmanagement, industrielle Anwender aus Schlüsselindustrien, Erweiterung der Elektrolysekapazitäten, Import- und Hafenlogistik und F+E-Kompetenzen aufzeigen.

Anmeldung: https://www.wfb-bremen.de/en/page/h2sino Alle anderen Unternehmen begrüßen wir gern auf der Messe am Bremen-Stand sowie auf den zahlreichen Events und Vorträgen, die die Messe begleiten.

Exportieren nach China: Der China-TÜV aus Bremen

© WFB

Wenn deutsche Firmen in China Produkte auf den Markt bringen, brauchen sie dazu in vielen Fällen eine Zertifizierung – ähnlich wie das europäische CE-Kennzeichen. Seit über 30 Jahren unterstützt die chinesische CCIC Germany aus Bremen Firmen in ganz Deutschland bei der Zulassung.

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