Chancen und Herausforderungen für Bremer und deutsche Unternehmen in Entwicklungsländern
Interessante Märkte für deutsche Unternehmen und Fördermöglichkeiten
Viele deutsche mittelständische Unternehmen, die ihr Geschäft international expandieren wollen und sich besonders für Entwicklungs- und Schwellenländer interessieren, stehen vor zahlreichen Fragen: Welche Märkte kommen in Frage? Wie sehen die Rahmenbedingungen in den jeweiligen Regionen aus? Welche Fördermöglichkeiten stehen zur Verfügung? Wir haben vier Thesen aus vier Go Global Podcastfolgen zusammengefasst, die sich der Frage widmen, welche Chancen Entwicklungs- und Schwellenländer für deutsche Unternehmen bieten, worauf diese bei der Markterschließung achten müssen und welche Unterstützungsangebote existieren.
These 1: Eine gute Vorbereitung und Kenntnisse über die lokalen Rahmenbedingungen sind essenziell für eine erfolgreiche Markterschließung in Entwicklungs- und Schwellenländern
Der erste Schritt, um sich als Unternehmen in einem neuen Markt zu etablieren, ist sich darüber zu informieren: Welche Rahmenbedingungen hat das Land? Wie sehen die Infrastruktur und die Fachkräftesituation vor Ort aus? Welche Branchen haben dort besonders viel Potenzial? Gibt es bestimmte Förderungen, die kleine und mittelständische Unternehmen für diesen bestimmten Markt in Anspruch nehmen können?
Bianca Untied ist Business Scout des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) bei den Industrie- und Handelskammern in Bremen und Niedersachsen. In der Folge 26 des Go Global Podcasts „Neue Märkte in Entwicklungs- und Schwellenländern erschließen: Welche Unterstützung gibt es für Unternehmen?“ berichtet sie von ihrer Arbeit und erklärt, wie das Programm der „Business Scouts for Development“ KMUs bei der Erschließung neuer Märkte – insbesondere in Entwicklungs- und Schwellenländern – unterstützend und beratend zur Seite steht.
„Die Beratung, die wir anbieten, ist sehr individuell und orientiert sich am Bedarf des Unternehmens. Manche haben schon eine konkrete Idee, und können ein Förderprogramm in Anspruch nehmen, andere haben ganz andere Fragestellungen und möchten sich erst einmal grundsätzlich über den Markt im Land informieren oder Geschäftspartner:innen vor Ort finden“, so Untied.
Das Programm "Business Scouts for Development" wird von der GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH) im Auftrag des BMZ erfolgreich umgesetzt und fungiert als Brücke zwischen (mittelständischen) Unternehmen und Entwicklungszusammenarbeit.
Frank Nordmann, General Manager Key Accounts and Sustainable Development bei der GRIMME Landmaschinenfabrik aus Damme in Niedersachsen, ist der zweite Gesprächspartner von Podcast-Host Boris Felgendreher. Das Unternehmen ist in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern aktiv und so ist er mit dem Programm der Business Scouts aus eigener Erfahrung bestens vertraut. Nordmann identifiziert drei Instrumente, die Unternehmen bei der Erschließung neuer Märkte helfen können: „Das Scout-Programm ist ein wichtiges Tool, da kann man schon viele wichtige Fragen beantworten lassen. Als zweites Instrument gibt es Informations- und Networkingveranstaltungen, bei denen man sich mit den Scouts sowie lokalen Unternehmen vernetzen kann. Zudem gibt es die Auslandshandelskammern in den Ländern selbst, die bei der Suche von lokalen Partnerinnen und Partnern unterstützen.“
These 2: Chancenkontinent Afrika: Um das volle Potenzial einer Kooperation zu schöpfen, müssen die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen europäischen und afrikanischen Unternehmen auf Augenhöhe erfolgen
Der afrikanische Kontinent verbirgt sehr viel Potenzial für deutsche und europäische Unternehmen, das in den vergangenen Jahrzehnten aufgrund von geringen Handelsaktivitäten, ungenutzten Möglichkeiten, aber auch aufgrund von Vorurteilen nicht voll ausgeschöpft wurde. In Folge 21 des Go Global-Podcasts „Chancenkontinent Afrika: Welches Potenzial und welche Risiken erwarten deutsche Unternehmen?“ vertreten Sven Wiebe, bis 2023 Staatsrat bei der Bremer Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation, Eduard Dubbers-Albrecht, Bremer Unternehmer und Präses der Handelskammer Bremen, sowie Volker Schütte, Honorarkonsul der Republik Südafrika in Bremen, die Meinung, dass gerade angesichts der aktuellen Situation mit Russland, der afrikanische Markt neu entdeckt werden sollte.
Europäische und deutsche Unternehmen haben vielfältige Beweggründe, in afrikanische Länder zu investieren, darunter die Aussicht auf höhere Chancen und Margen, insbesondere für risikobereite Mittelständler:innen. Europäische Expertise kann dazu beitragen, die Logistik zu verbessern und lokale Unternehmen zu unterstützen – darauf sollte laut den drei Gesprächspartnern der Fokus liegen. „Auf afrikanischer Seite ist die Sorge groß, dass wir in alter Tradition handeln und die Rohstoffe abgreifen, sie umwandeln und exportieren“, erläutert Schütte. „Wir sind in der Schuld das Gegenteil zu beweisen.“
In vielen afrikanischen Ländern müssen jedoch mögliche kritische Faktoren wie Korruption, Infrastrukturdefizite, Energieversorgung und Bildungssysteme berücksichtigt werden. Das Potenzial motivierter und lernfähiger Arbeitskräfte bietet Chancen für Investitionen in Ausbildung, Infrastruktur und Energieversorgung. Auch die hohe Jugendarbeitslosigkeit in vielen afrikanischen Ländern könnte so bekämpft werden.
Investitionen in erneuerbare Energien in Ländern wie Namibia können positive Veränderungen bewirken. „Im Vordergrund sollte stehen, dass wir dem jeweiligen afrikanischen Land dabei helfen, seine Energieversorgung zu stellen und sich darüber wirtschaftlich zu entwickeln“, betont Wiebe. „Wir helfen ihnen nicht dabei, ein Kraftwerk aufzubauen, um darüber den Wasserstoff zu importieren. Hilfe zur Selbsthilfe, das sollte das Ziel sein.“
These 3: Die ASEAN-Region bietet eine gute Ergänzung oder Alternative zum chinesischen Produktionsstandort
Die ASEAN-Region präsentiert sich als äußerst dynamisches und attraktives Entwicklungsgebiet und birgt gerade vor dem Hintergrund der sich ändernden Rahmenbedingungen in China großes Potenzial als Ergänzung oder sogar als Alternative zum chinesischen Produktionsstandort. Davon ist der ASEAN-Experte Daniel Müller vom Ostasiatischen Verein (OAV) überzeugt.
Bestehend aus zehn Ländern, zeichnet sich ASEAN durch eine bemerkenswerte Vielfalt und Heterogenität in politischen, wirtschaftlichen, ethnischen, sprachlichen und religiösen Aspekten aus. Mit einer überwiegend jungen Bevölkerung, von der über 50 % unter 30 Jahre alt ist, wird prognostiziert, dass ASEAN bis 2030 die viertgrößte Wirtschaft der Welt sein wird, mit einem erwarteten Pro-Kopf-Einkommen von 6.600 USD.
In der Folge 16 des Go Global Podcasts „Chancen und Risiken für deutsche Unternehmen in der ASEAN-Region“ erläutert der Experte, dass die Region in verschiedene Länderkategorien einteilen ließe, angeführt von Ländern wie Singapur und Brunei mit hohen Pro-Kopf-Einkommen, gefolgt von Malaysia, Thailand, Indonesien, Philippinen und Vietnam als gut entwickelte Staaten. Laos, Kambodscha und Myanmar hingegen gelten als klassische Entwicklungsländer. Schlüsselbranchen in der Region umfassen Logistik, Forschung und Finanzen in Singapur, Elektronik in Malaysia, Automobilindustrie in Thailand, Rohstoffe in Indonesien sowie Elektronik und Textilien in Vietnam. Herausforderungen bestehen in der Diversifizierung der Wirtschaft, Integration in internationale Wertschöpfungsketten sowie dem chinesischen Einfluss in einigen Ländern. „Sinnvoll ist es, die Länder gegenüber zu stellen und herauszufinden, welches Land für welche Branche am ehesten in Frage kommt“, so Müller. „Investment Promotion Agencies vor Ort können dabei beraten und unterstützen.“
Für europäische und deutsche Unternehmen bieten sich Chancen durch Fokus auf technologieintensive Arbeitsschritte, E-Mobilität, lokale Verarbeitung von Rohstoffen und Verlagerung von Fertigungsschritten aus China in südostasiatische Länder wie Vietnam. China bleibt weiterhin der größte Handelspartner der ASEAN-Länder; dennoch streben diese danach, ihre Abhängigkeit zu verringern, was westlichen Investorinnen und Investoren neue Möglichkeiten eröffne, ist Müller überzeugt.
These 4: Die Türkei bietet trotz inflationärer Herausforderungen und politischer Unsicherheiten wirtschaftlich gute Chancen für deutsche Unternehmen
Die Türkei ist seit vielen Jahren eine wichtige Handelspartnerin Deutschlands, wird aber derzeit auch von einer Reihe von ernsthaften Problemen geplagt, die deutsche Unternehmen und Investierende verunsichern. In Folge 19 des Go Global Podcasts „Quo Vadis Türkei?“ diskutiert Markus Slevogt, jahrelang Präsident der Deutsch-Türkischen Industrie- und Handelskammer, über die Auswirkungen der Inflation in der Türkei.
Markus Slevogt betont, dass die Türkei trotz Inflationsproblemen keine Krise durchlebt. Er sieht die Türkei aufgrund ihrer geografischen Lage und industriellen Basis als attraktiven Standort für Unternehmen, die ihre Produktion dort sichern wollen. Die Türkei profitiere von ihrer Nähe zu Europa und der Zollunion mit der EU, was asiatischen Unternehmen den Zugang zum europäischen Markt erleichtere. Trotz Schwierigkeiten hebt Slevogt hervor, dass die Türkei aufgrund dieser Faktoren eine gewisse Stabilität in Bezug auf Wirtschaftswachstum und -stabilität aufrechterhalten kann.
Er betont allerdings, dass deutsche Unternehmen kulturelle Unterschiede berücksichtigen sollten, aber die Türkei durchaus ein attraktiver Produktionsstandort sein kann. Trotz Herausforderungen zeigen Unternehmen Interesse an Investitionen in aufstrebende Regionen wie Samsun, Denizli und Adana. Die Textilindustrie in der Türkei erfreut sich bei internationalen Unternehmen großer Beliebtheit, während deutsche Textilproduzentinnen und -produzenten vermehrt ihre Produktion in die Türkei verlagern. Die vielfältigen Chancen in der Türkei sollten deutsche Unternehmen trotz politischer Unsicherheiten nutzen.
Bremeninvest: die internationale Marke der WFB
Mit der internationalen Marke Bremeninvest berät, begleitet und unterstützt die WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH Unternehmen aus allen Teilen der Welt, die auf der Suche nach einem Standort in Deutschland sind und begleitet sie bei der Ansiedlung in Bremen. Mit ihren Bremeninvest-Büros ist die WFB direkt in ihren Schwerpunktländern Vietnam, Türkei, China und dem Vereinigten Königreich aktiv. Die Kolleginnen und Kollegen vor Ort werben dort für den Standort Bremen und unterstützen Kooperationen mit bremischen Unternehmen. Mehr Informationen (auf Englisch) gibt es auf den Bremeninvest Webseiten.
Erfolgsgeschichten
Bremen als neuen Unternehmensstandort? Ja bitte! Jedes Jahr entscheiden sich dutzende Unternehmen aus aller Welt für die Hansestadt. Einen entscheidenden Anteil daran hat unsere Marke „Bremeninvest“, die weltweit die berühmte Nadel im Heuhaufen findet.
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zum PodcastZur Immobilienmesse EXPO REAL geben WFB Expertinnen und Experten Einblicke in aktuelle Schwerpunktprojekte der Bremer Immobilienlandschaft. Den Beginn macht WFB-Geschäftsführer Andreas Heyer. Er zeigt, wie der Schwerpunkt auf grüne Gewerbegebiete Wachstum und Nachhaltigkeit vereint.
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