
Export von Kunststoffmüll – seit dem chinesischen Importverbot für Plastikreste von 2018 verschieben sich die internationalen Warenströme im Wertstoffgeschäft. Davon profitiert die Bremer MEGA Plastics GmbH, die hochwertigen Plastikmüll aus Bremen nach Pakistan exportiert, wo er weiterverarbeitet wird.
Salman Farooqi ist Unternehmer durch und durch. Der emsige Pakistani führt drei Unternehmen in Karatschi, mit insgesamt 400 Angestellten. Spezialisiert auf die Recyclingindustrie, verarbeiten diese entsorgte Kunststoffe weiter und führen sie dem Verwertungskreislauf wieder zu. In Bremen hat er mit der MEGA Plastics GmbH nun sein viertes Unternehmen gegründet – und gleichzeitig eine neue Heimat gefunden.
Kunststoffabfälle Teil einer weltweiten Wertstoffkette
In Deutschland fallen jährlich mehr als fünf Millionen Tonnen Plastikmüll an. Der Großteil davon wird verbrannt oder im Inland wiederverwertet. Rund 14 Prozent wandern ins Ausland – 710.000 Tonnen im Jahr.
Bis 2018 war das Zielland dieses Plastikmülls vor allem China. Das damalige Importverbot durch die chinesische Regierung sorgte für eine Krise in der weltweiten Recyclingbranche und eine Verschiebung der internationalen Warenströme. Seither sind vor allem südostasiatische Länder Abnehmer des Plastikmülls.
Zu einem geringeren Maße gehört auch Pakistan dazu: In dem Land haben sich allein von 2017 zu 2018 die Importe um 160 Prozent erhöht. Diese Zahl könnte künftig weiter steigen – und Unternehmer wie Salman Farooqi haben daran ihren Anteil. „Pakistan eignet sich als Exportland hervorragend, da die Arbeitskosten sehr niedrig sind“, weiß der Unternehmer.
Lieferkette um die halbe Welt mit Karatschi als Zentrum
Plastikverwertung ist ein durchaus lukratives Geschäft, zwischen 200 und 500 Dollar pro Tonne bringt der recycelte Müll ein. Doch die Aufbereitung des Ausgangsstoffs ist aufwendig – und der Grund dafür, warum Plastikabfälle in Niedriglohnländer exportiert werden. „Die Kosten für die Sortierung und Verwertung sind hoch, denn der Prozess ist sehr arbeitsintensiv. Der Müll muss zunächst manuell sortiert, dann zerkleinert, gewaschen und zu Pellets geformt werden, bevor er als Rohstoff von der Kunststoffindustrie verwendet werden kann“, erzählt Farooqi.
Um die Verwertung des Kunststoffmülls kümmern sich die drei pakistanischen Unternehmen des Gründers. Für den Nachschub sorgt der neueste Zugang: Die bremische MEGA Plastics GmbH. Das junge Unternehmen kauft Kunststoffreste und verschifft sie nach Pakistan – monatlich bis zu zwölf 40-Fuß-Container mit je 20 Tonnen Inhalt. Die kommen zu großen Teilen aus Bremen selbst, aber auch aus weiteren europäischen Ländern. Der hiesige Abfallstoff ist dem Recyclingprofi jedoch am Liebsten: „Der deutsche Müll hat eine hohe Qualität und ist kaum verunreinigt, was die Weiterverarbeitung einfacher macht.“ Nach dem Recycling in Pakistan gelangen die Kunststoffe dann weiter nach China, wo sie als Rohstoff für neue Produkte weiterverwendet werden.