
Bei manchen zählt jedes Milligramm, bei anderen muss das Gewicht nur kiloweise stimmen. Ob präzise oder „Pi mal Daumen“ – ohne Waagen wären die Menschen in vielen Lebensbereichen aufgeschmissen. Hakt es bei Zünglein, Hebel oder Zeiger, greift der Bremer Waagenbaumeister Siegfried Austel ein.
„Ich hab‘ mich über die Zeit retten können“
Siegfried Austel lebt inmitten hunderter Waagen. Der Bremer kann sich an den vielfältigen Messgeräten nicht sattsehen. Am liebsten sind dem Waagenbauer die mechanischen Modelle, die er mit Ruhe und Geschick repariert und justiert. Mit seiner Arbeit macht Austel viele Gewerbetreibende und Privatleute in Bremen und umzu glücklich. Siegfried Austel ist einer der wenigen noch tätigen Waagenbaumeister überhaupt. „Ich bin quasi der letzte Dinosaurier“, sagt der 67-Jährige und zieht genussvoll an seiner Pfeife. „Ich hab‘ mich über die Zeit retten können.“
„Austel ist ein Unikum“
„Austel ist ein Unikum“, bestätigt die Leiterin des Bremer Eichamts, Elke Kupka. „Hier in Bremen gibt es sonst niemanden mehr, der noch rein mechanische Waagen für die Verwendung im eichpflichtigen Verkehr herrichtet. Er ist auf einem Gebiet aktiv, das ein aussterbender Zweig ist, da elektronische Technik die alten mechanischen Waagen mit der Zeit bis auf wenige Ausnahmen verdrängt hat.“
Sein Meisterstück hat einen Ehrenplatz
Der Bremer kümmert sich sowohl um mechanische als auch um moderne elektronische Waagen. Sein Herz hängt allerdings an den analogen Modellen. Bei elektronischen Waagen müsse meist nur ein Teil getauscht werden. „Das kann jeder“, meint er. Bei den traditionellen Waagen ist hingegen handwerkliches Geschick gefragt. „Die alten Waagen sind viel robuster als die heutigen elektronischen“, sagt Siegfried Austel. Stolz blickt er auf sein Meisterstück, das einen Ehrenplatz auf dem Tischchen neben seinem Sessel hat. An der Tafelwaage tüftelte er zwei Jahre lang, bis alles ganz genau stimmte. Alle Teile sind handgefertigt, der Wägebereich liegt zwischen 50 Gramm und fünf Kilo.
