Turne bis zur Urne
PressedienstDeutschlands bekanntesten Turn-Omis feiern reihenweise Erfolge
Zusammen sind sie 160 Jahre alt: Rosi Wahl und Renate Recknagel gehören zu den ältesten Turnerinnen in Deutschland. Ans Aufhören denken sie nicht, im Gegenteil. Für 2022 haben die beiden Bremerinnen einen besonderen Plan.
Kopfstand? Eine ihrer leichtesten Übungen. Handstand am Barren? Spagat auf der Turnbank? Kein Problem. „Salto und Flicflac machen wir nicht mehr“, sagt Roswita Wahl und lacht. „Aus dem Alter sind wir raus.“ Die Bremerin ist 82 Jahre alt, und genauso wie ihre beste Freundin Renate Recknagel (78) tritt sie regelmäßig bei den Deutschen Seniorenmeisterschaften im Turnen in den Disziplinen Boden, Reck, Barren und Bank an. Einen der vorderen Plätze räumen sie dabei immer ab. Aufmerksamkeit ist ihnen stets sicher. Denn sie gehören zu den ältesten aktiven Turnerinnen in Deutschland. Ihr Lebensmotto folgt dem Turner-Leitspruch: „Von der Wiege bis zur Urne, turne, turne turne.“ Auch in diesem Jahr werden sie bei den Deutschen Seniorenmeisterschaften dabei sein.
Standing Ovations von Dieter Bohlen und Co.
Bundesweit bekannt geworden sind die beiden Bremerinnen allerdings nicht mit ihren Einzelwettkämpfen, sondern als Synchron-Turnerinnen „Rosi und Renate“. Zweimal schon waren sie in der Fernsehsendung „Das Supertalent“ zu sehen, das erste Mal 2007. Sie lösten damals Begeisterung und Bewunderung mit ihrer Darbietung auf zwei Turnbänken aus. „Wir kamen unter die zehn Finalisten“, erzählt Renate Recknagel. 2018 wollten sie es noch einmal wissen. „Die Sendung wurde in Bremen aufgezeichnet, da sind wir einfach mit dem Fahrrad vorbeigefahren und haben uns angemeldet“, erinnert sich Roswitha Wahl. „Die wussten sogar noch, wer wir waren und zu welcher Musik wir 2007 geturnt haben.“ In der TV-Show präsentierten sie Dieter Bohlen und seinen Jury-Kollegen dann einen Auftritt am Barren. „Wir haben Standing Ovations von der Jury und von den Zuschauern bekommen.“
Seit Jahrzehnten ist Rosi Wahl Trainerin beim Sportverein Bremen 1860
In eine Stadt am anderen Ende von Deutschland wären sie für ihre Bewerbung zur Teilnahme an der Fernsehsendung wohl nicht extra angereist. Denn dann hätte Rosi Wahl ihre Kurse ausfallen lassen müssen; sie leitet mehrere Sportgruppen. Die 82-jährige Großmutter von zwei Enkelkindern arbeitet seit Jahrzehnten als Übungsleiterin beim Sportverein Bremen 1860. Es ist der Verein, bei dem sie schon als Kind geturnt hat und wo sich die beiden Freundinnen als Erwachsene kennengelernt haben.
Als Jugendliche war Renate Recknagel zehn Jahre Landesmeisterin
Renate Recknagel turnt ebenfalls von klein auf, kam aber erst später zu Bremen 1860. Sie wurde als Jugendliche zehn Jahre hintereinander Bremer Landesmeisterin im Turnen. „Dann habe ich mit den Wettkämpfen aufgehört, das war ja damals so, wenn man ein bestimmtes Alter erreicht hat“, sagt sie. Mit Mitte 20 erwarb sie ihre Fachlizenz als Kunstturntrainerin und unterrichtete 20 Jahre Kinder bei Bremen 1860. Eins der Mädchen war die damals fünfjährige Tochter von Roswitha Wahl, die damals ebenfalls schon Trainerin bei Bremen 1860 war. „Das war vor 46 Jahren. Seit der Zeit sind wir Freundinnen“, erzählt Renate Recknagel.
Mit Ende 50 wollten es beide noch einmal wissen
Während Roswitha Wahl dem Turnen treu blieb und weiter bei Bremen 1860 unterrichtete, konzentrierte sich Renate Recknagel zehn Jahre aufs Tennisspielen. Beide kümmerten sich damals aber vor allem auch um ihre Familien. Erst mit 57 und 59 Jahren – als die Kinder längst groß waren – überkam beide die Lust, gemeinsam in der Kunstturnhalle des Vereins zu trainieren. „Ich war völlig aus der Übung“, erinnert sich Renate Recknagel. „Bei der ersten Rolle vorwärts habe ich Sterne gesehen.“ Davon ließ sie sich jedoch nicht beirren, im Gegenteil: Ihr Ehrgeiz war geweckt. Eine frühere Erfahrung hatte ihr gezeigt, dass auch im Alter noch Wünsche erfüllt werden können. „Ich habe mit Mitte 40 noch Blockflöte gelernt. Das war immer ein Traum von mir. Als Kind hatten meine Eltern kein Geld dafür.“ Sechs Jahre nahm sie Flötenunterricht.
Gleich beim ersten Wettbewerb Gold und Silber geholt
Als beide merkten, dass sie Fortschritte in der Kunstturnhalle machten, wollten sie es wissen: Sie trainierten die nötigen Pflichtübungen, um 1998 beim Deutschen Turnfest in München mitzumachen. „Ich war 58 Jahre und turnte in der Altersklasse 55 bis 59 Jahre. Rosi war 60 Jahre alt und turnte in der Altersklasse 60 bis 64 Jahre“, erinnert sich Renate Recknagel. Ihr hartes Training wurde von Erfolg gekrönt: Renate erreichte Gold, Rosi belegte den zweiten Platz. Ihre Turn-Leidenschaft war wieder entfacht. „Es hat so einen Spaß gemacht.“
Sie sehen ein bisschen aus wie Zwillinge
Um den Spaßfaktor weiter zu erhöhen, kam den beiden die Idee, eine Synchron-Kür einzustudieren. „Wir wollten etwas gemeinsam auf die Bühne bringen.“ Jeden Tag gingen sie in die Turnhalle, bekamen sich dabei auch manches Mal in die Haare. Am Ende stand eine elegante Synchron-Kür auf zwei Turnbänken. Im Jahr 2005 - mit 64 und 67 Jahren - präsentierten sie diese als Showeinlage auf dem Deutschen Turnfest in Berlin. Es wurde ein voller Erfolg. Dass sie beide mit 1,60 Meter gleich groß sind und fast wie Zwillinge aussehen, trug mit dazu bei.
„Hat sogar Dieter Bohlen gesagt: ‚diese Beine!‘“
Seitdem kämpfen die beiden nicht nur jede für sich auf Deutschen Seniorenmeisterschaften und belegen dort regelmäßig einen der ersten Plätze, sondern präsentieren auch ihre Shows; so wie jüngst auf Norddeutschlands größter Sportgala „Sport und Schau“ in Verden mit 8000 Zuschauern. Demnächst sind die beiden Großmütter bei der Gala des Landessportfestes in Oldenburg zu sehen. „Unseres Wissens sind wir weltweit die Ältesten mit solch einer Show“, betont Renate Recknagel. Ihr Alter sieht man ihnen nur bedingt an. Für ihre jugendlichen Beine bekommen sie jedenfalls häufig Komplimente. „Hat sogar Dieter Bohlen gesagt: ‚diese Beine!‘.“
„Wir sind fit wie ein Turnschuh“
Ernsthafte gesundheitliche Probleme kennen beide nicht. Deshalb haben sie sich auch überlegt, dass sie im Jahr 2022 ein drittes Mal beim „Supertalent“ antreten könnten. „Wenn ich 80 bin, versuchen wir es nochmal mit Synchronturnen auf einer Bank“, sagt Renate Recknagel, die ebenfalls zwei Enkelkinder hat. Die Frage nach dem Warum erübrigt sich: „Wir sind fit wie ein Turnschuh“, lacht Roswitha Wahl.
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