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25.8.2022 - Jann Raveling

Wie Seniorinnen und Senioren Kindern helfen, konfliktfreier zu leben

Social Entrepreneurship

Seniorpartner in School in Bremen

Senioren am Tisch
Ein eigener Raum steht in jeder teilnehmenden Schule für das Seniorpartner-in-School-Team zur Verfügung © Frank Heller, argum

Geklaute Stifte und Radiergummis, Gewalt auf dem Schulhof oder Störaktionen im Unterricht: Viele Kinder erleben Mobbing, Ausgrenzung und Konflikte in ihrem Schulalltag. Ob als Täter:in, Opfer oder passiv als Beobachter:innen.

Dagegen können sie etwas tun. Täter:innen wie Opfer können lernen, gewaltfrei miteinander umzugehen. Wie – das zeigt ihnen in Bremen „Seniorpartner in School“.

Sozialunternehmen „Seniorpartner in School“ hilft bei Konflikten im Schulalltag

„Auf die Schulen und besonders das Lehrpersonal kommen immer mehr Aufgaben in ihrer knappen Zeit zu. Sie können dabei nur eingeschränkt Erziehungsaufgaben übernehmen“, so Eva Spiro, 1. Vorsitzende des Bremer Landesverbandes von Seniorpartner in School (SiS).

SiS ist ein Sozialunternehmen, das 2001 in Berlin gegründet wurde. Es hat sich zum Ziel gesetzt, ein friedliches Miteinander schon im Kindesalter zu fördern. Dazu bildet es Mediator:innen der Generation 55+ aus, die an Grundschulen gehen und dort gemeinsam mit den Kindern üben, Konflikte gewaltfrei zu lösen.

Das Programm ist eine echte Erfolgsgeschichte: Nach 21 Jahren engagieren sich über 1.250 Ehrenamtliche an bundesweit mehr als 330 Schulen. Der Bremer Landesverband ist ganz neu dabei und startet im Schuljahr 2022 an fünf Schulen mit 15 Freiwilligen.

Sich selbst weiterzuentwickeln ist Motivation für die Freiwilligenarbeit

Der SiS – Landesverband Bremen geht auf Initiative von Eva Spiro zurück. Die ehemalige Bremer Berufsschullehrerin wollte sich nach ihrer aktiven Schullaufbahn weiterhin engagieren, bildete sich als Mediatorin weiter. Durch einen Zeitungsartikel erfuhr sie von SiS und begeisterte sich für das Programm. „Ich empfinde das Anliegen als sehr bereichernd und sinnstiftend. SiS arbeitet hochprofessionell, man kann schnell die Erfolge spüren“, so die 64-Jährige.

Wer als Mediator:in für Kinder mitmachen will, muss sich für 18 Monate verpflichten, einmal pro Woche an einem festen Tag für vier Stunden in zumeist dieselbe Schule zu gehen, um dort im Zweierteam Grundschüler:innen dabei zu unterstützen, ihre Konflikte eigenständig zu lösen.

Das hat einen guten Grund: Denn alle Freiwilligen erhalten vor ihrem ersten Einsatz eine 96-stündige Grundausbildung als Mediator:in. „Die führen professionelle Trainer:innen durch. Die Ausbildung kostet pro Gruppe ca. 10.000 Euro“, so Spiro. Kosten, die SiS trägt – und deshalb auch nur diejenigen ausbilden kann, die bereit sind, das Ehrenamt für mindestens 18 Monate auszuüben. Da jedes Schulteam aus drei Personen besteht und wöchentlich nur jeweils zwei Seniorpartner:innen am vereinbarten Termin anwesend sein müssen, bleibt für die Ehrenamtlichen zeitliche Flexibilität erhalten.

Eva Spiro Portrait
Eva Spiro hat den Bremer Landesverband gegründet © Frank Heller, argum

Mediation hilft Kindern, Konflikte zu lösen und neue Fähigkeiten zu lernen

„Die Mediationsausbildung ist zentral für unsere Arbeit. Denn Mediator:innen müssen unparteiisch arbeiten, sie geben keine Konfliktlösungen vor. Sie leiten die beiden Konfliktparteien an, selbstständig Lösungen zu finden. Das erfordert Fingerspitzengefühl“, führt die Landesverbandsleiterin aus.

Hilfe zur Selbsthilfe, denn nur so lernen die Kinder, wie sie künftig eigenständig Konflikte gewaltfrei angehen können.

Die SiS-Teams erhalten in den Schulen einen eigenen Raum – den “Raum der guten Lösungen“. Während der Schulzeit können Kinder eigenständig die Mediator:innen aufsuchen. Manchmal schicken auch die Lehrer:innen die Kinder vorbei. „Wir können so das Lehrpersonal entlasten. Wir haben Zeit, die Lehrkräfte oft nicht“, erklärt Spiro.

Lernen und lehren im Alter

Das erklärt auch den Namen „Seniorpartner in School“ – denn das Programm richtet sich vor allem, wenn auch nicht zwingend, an Seniorinnen und Senioren, die Zeit haben, mehrmals die Woche vormittags Grundschulen zu besuchen. „Der Bedarf ist groß und wir arbeiten eng mit den Sozialpädagog:innen vor Ort zusammen. Aber natürlich ist es auch wichtig, dass es uns allen Spaß macht und wir mit Freude dabei sind“, erklärt Spiro.

Die Motivation im Ruhestand noch etwas Gutes zu tun und sich weiterzuentwickeln ist es, die viele Freiwillige anzieht. Aber auch die Gemeinschaft: „Viele ältere Menschen verlieren mit Beginn des Ruhestandes auch Sozialkontakte. Bei SiS lernen sie Gleichgesinnte kennen. Wir treffen uns auch abseits des Schulraumes zu Supervisionen und Fortbildungen oder auch mal bei einem gemeinsamen Grillabend“, sagt Spiro.

Wer Interesse habe, könne sich jederzeit melden und weitere Informationen erhalten. Es besteht die Möglichkeit, während der ersten drei Tage unverbindlich an der Mediationsausbildung teilzunehmen.

Senioren an der Brüstung
Etwas Gutes tun und eine Gemeinschaft finden - das ist Motivation für viele Mitglieder © Frank Heller, argum

Aufbau eines Sozialunternehmens mit Hilfe aus Bremen

Außerdem sei auch fernab des Klassenraums viel zu tun – besonders für Leiterin Spiro. „Für mich ist es die erste Erfahrung mit dem Ehrenamt. Es ist reichlich Arbeit, den Verband aufzubauen, auch wenn wir viel Hilfe erhalten“, erzählt sie.

Die kommt etwa von der Wirtschaftsförderung Bremen. Gemeinsam mit dem Social Impact Lab Bremen unterstützte sie Spiro bei der Gründung des Bremer Landesverbands. So erhielt die Landesverbandsleiterin Tipps für die Öffentlichkeitsarbeit, Hilfe bei der Raumvermittlung und wertvolle Bremer Kontakte. „Ich bin sehr dankbar, dass Bremen das Engagement solcher sozialen Initiativen unterstützt“, so Spiro.

Derzeit sucht Spiro nach weiteren Mitgliedern – neben der Ausbildung als Mediator:in freut sie sich auch über organisatorische Unterstützung im Aufbau des Landesverbands oder bei der Akquise von Spenden.  Auf die ist SiS zu großen Teilen angewiesen. Zudem finanziert auch die Bremer Senatorin für Bildung den kommenden zweiten Ausbildungsdurchlauf mit.

Ansiedlung von Sozialunternehmen in Bremen

SiS ist ein Unternehmen, das auf Initiative der WFB im Projekt „Förderung der Solidarischen Wirtschaft, Genossenschaften und Social Entrepreneurship“ in Bremen starten konnte. Unter dem gemeinsamen Projekt vereinen sich Maßnahmen des Starthauses Bremen, der Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mbH (BIS) sowie der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB). Alle haben das gemeinsame Ziel, Bremen als Standort für Sozialunternehmen attraktiver zu machen und die Gründung sowie Ansiedlung dieser Unternehmen zu fördern.

Die teilnehmenden Schulen in Bremen:

  1. Grundschule Ost in der Walliser Straße
  2. Helene-Kaisen-Schule in Huckelriede
  3. Schule Sodenmatt in Huchting
  4. Schule Überseestadt in Walle
  5. Grundschule an der Nordstraße

Kontaktdaten:

Seniorpartner in School – Landesverband Bremen e.V.
Mail: e.spiro@seniorpartner-bremen.de
Tel.: 0176 97332144

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