Velo Lab: mit dem Klapprad in die Selbstständigkeit
Neu in BremenDer Grieche Stathis Stasinopoulos baut innovative Fahrräder in Bremen
Stathis Stasinopoulos ist zwar nicht mit dem Fahrrad von Athen nach Bremen geradelt, aber trotzdem haben ihn seine Räder an die Weser gebracht. Einst fehlte dem Maschinenbauingenieur das ideale Klapprad, um es in Athen auf dem Weg zur Arbeit mit in die U-Bahn nehmen zu können. Also entwickelte der Ingenieur kurzerhand sein eigenes Modell: Folding Project ist leicht, bequem und klappbar in nur fünf Sekunden. Heute vertreibt Stasinopoulos seine Räder europaweit, ist mit seiner Familie nach Bremen gezogen und hat die Velo Lab GmbH gegründet.
Er ist vermutlich einer der ganz wenigen Griechen, die morgens mit dem Fahrrad quer durch Athen zur Arbeit fuhren. Doch das Kopfschütteln seiner Mitmenschen war Stathis Stasinopoulos egal. Tausende Kilometer hat der semiprofessionelle Radrennfahrer schon zurückgelegt, obwohl der Radsport in Griechenland eher unpopulär ist. „Athen ist einfach keine Fahrradstadt, es gibt kaum Radwege. Da fährt niemand Fahrrad“, sagt der 41-Jährige.
Er schon, aber ihm fehlte das ideale Rad für seinen Weg zur Arbeit, 30 Kilometer quer durch die Stadt und ein Stück davon mit der U-Bahn. Rennrad, Mountainbike, Citybike – das eine zu unbequem, das andere zu schwer oder zu unhandlich. Kurzerhand entwickelte der Maschinenbauingenieur in seiner Freizeit ein eigenes Modell: FP für Folding Project, klappbar in nur fünf Sekunden, leichter als 12 Kilogramm, schnell und bequem. Außerdem weicht die Form des Rahmens vom klassischen „Dreieck“ ab. Stasinopoulos hat das Klapprad zwar nicht neu erfunden, sich aber mit seinem Design von den bestehenden Modellen gelöst.
Mit dem Prototyp zur Eurobike
Sein erster Prototyp war 2012 fertig. Danach folgten ein paar spannende Jahre: 2014 hat Stasinopoulos sein Modell erstmals auf der Eurobike in Friedrichshafen präsentiert. Auf Europas größter Fahrradmesse hatte er nur einen kleinen selbstgebauten Stand und sein Fahrrad. Übernachtet hat er in einem Wohnwagen auf dem Parkplatz. „Aber mein Modell hat überzeugt. Ein bequemes Klapprad, das auch noch schick aussieht, war selten. Ich hatte gleich viele Interessenten und Käufer aus Deutschland, Großbritannien, Schweiz, Frankreich und Spanien“, sagt Stasinopoulos.
Zurück in Athen konzentrierte er sich auf seine Fahrräder, gab seinen Job als Ingenieur auf und entwickelte weitere Modelle, unter anderem ein E-Bike und ein Cargorad. Über weitere Messen fand er Vertriebspartner, auch einen aus Münster. Die wirtschaftliche Entwicklung in Griechenland wurde immer schwieriger, insbesondere für ein Start-up wie Folding Project. „Es ist zurzeit schwierig, seine beruflichen Träume in Griechenland zu verwirklichen“, sagt Stasinopoulos. Darum entschied er sich bewusst, einen neuen Standort in Nordeuropa zu suchen.
Fahrradstadt Bremen als idealer Standort
Dänemark, Niederlande oder Deutschland sollten es sein, dort, wo die größten Märkte für Fahrräder sind. „In Dänemark sind die Lebenshaltungskosten recht hoch, zur niederländischen Botschaft hatte ich bereits Kontakt aufgenommen – aber letztendlich war der Weg über meinen Vertriebspartner in Münster ausschlaggebend dafür, mich für Deutschland zu entscheiden“, sagt Stasinopoulos. Ein Freund arbeitete damals als Schiffsmakler in Bremen – durch ihn lernte er die Stadt an der Weser kennen und lieben. „Bremen liegt zentral in Norddeutschland, es ist nicht so teuer wie Hamburg oder Berlin, außerdem ist Bremen eine echte Fahrradstadt und hat für mich interessante Initiativen wie „BIKE IT!“, sagt der Designer. Also Bremen.
Über eine Google-Recherche fand er den Kontakt zu Bremeninvest, der internationalen Marke der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH. Von Kolja Umland, Projektleiter internationale Ansiedlung, bekam er schnelle Unterstützung. Damit war die Entscheidung gefallen, zusammen mit seiner Frau und seinen drei Kindern im Alter von zwei, acht und zehn Jahren von Athen nach Bremen umzuziehen.
Unternehmensform, Räume für meine Werkstatt, Fördermöglichkeiten, Bankkonto – für mich war alles neu, aber mit Unterstützung von BremenInvest habe ich alles schnell gefunden, was ich für die Gründung brauchte.
Stathis Stasinopoulos, Gründer Velo Lab GmbH
Im Frühjahr 2017 gründete Stasinopoulos die Velo Lab GmbH und bezog seine Werkstatt in Bremen-Woltmershausen. Die einzelnen Bauteile aus Aluminium werden zurzeit noch in Griechenland gefertigt, in Bremen erfolgt die Montage. Das soll sich bald ändern: Stasinopoulos sucht jetzt Partner im Großraum Bremen, um sämtliche Arbeitsschritte vom Rohmaterial bis zur Lackierung in Deutschland ausführen zu können. Derweil werden seine Räder immer bekannter und beliebter. Für sein Lastenrad mit dem Label „Cargo Bike Monkeys“ hat er den Cycle Award 2017 gewonnen, in Münster und Kassel wird das Rad bereits in kleineren Läden angeboten und verkauft.
„Fahrräder und Radfahren sind meine Leidenschaft“, sagt Stasinopoulos, „dafür arbeite ich auch gerne Tag und Nacht.“ Das geht aber nicht auf Dauer. In seiner Werkstatt wird Stasinopoulos bei der Montage von seinem Jugendfreund Chris Papanatsidis unterstützt, für den Vertrieb ist vor Kurzem Jap Kellner zu Velo Lab gestoßen. In diesem Jahr werden sie vielleicht 100 Fahrräder verkaufen, künftig sollen es dann 1.000 pro Jahr sein. Das Interesse ist da. „In Bremen werde ich sogar auf der Straße auf mein Rad angesprochen und gefragt, wo ich das bekommen habe. So komme ich oft mit Leuten ins Gespräch. Alle sind sehr offen und interessiert, das macht Spaß.“
Den internationalen Fahrradmarkt erobern
Mit seinen Rädern möchte Stasinopoulos mittelfristig auch den US-Markt für sich begeistern. „Fahrradfahren wird dort immer beliebter und Räder ,Made in Germany’ sind gefragt“, sagt er. Im Sirius Business Park fand der Radliebhaber ideale Bedingungen für den Start. Im Mai 2018 zog er in eine größere Werkstatt in Bremen-Burg. „Ich hatte einen guten Start und die Nachfrage steigt, aber um wirklich einen Sprung hinsichtlich der Menge und mehr Mitarbeitern zu machen, bräuchte ich einen Investor.“
Zunächst will Stasinopoulos sein Netzwerk erweitern und sich auch um seine Familie kümmern, damit sie in Bremen heimisch wird. Die ganze Familie lernt fleißig Deutsch, dennoch war der Start in die Schule für die Kinder ein Sprung ins kalte Wasser. Buchstäblich – denn auch das Bremer Wetter kann nicht mit der griechischen Sonne mithalten. Aber dafür können sie in Bremen sicher zur Schule fahren – natürlich mit dem Fahrrad.
Ihre Ansprechperson für ein internationale Ansiedlung in Bremen ist Kolja Umland, Projektleiter Ansiedlung International, kolja.umland@wfb-bremen.de, 0421 9600 339
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