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14.6.2016 - Kai Stührenberg

Digitalisierung und Arbeit 4.0 – zwei Seiten einer Medaille

Digitalisierung / Industrie 4.0

Wie müssen Unternehmen ihre Organisation im Zuge der digitalen Transformation verändern?

Neue Technologien treffen auf neue Organisationsformen: Arbeit 4.0
Neue Technologien treffen auf neue Organisationsformen: Arbeit 4.0 © visualhunt.com

Die Digitalisierung hat Auswirkungen auf viele Bereiche, insbesondere aber auf den Bereich der Organisation in den Unternehmen. Arbeit 4.0 nennt das Ministerium für Arbeit dieses Thema und man mag sich fragen, warum die Themen Digitalisierung und Arbeit 4.0 in unterschiedlichen Ministerien aufgehängt sind, denn inhaltlich trennen kann man sie im Grunde nicht. Das eine impliziert das andere. Ohne Änderungen in der Organisation wird kaum ein Digitalisierungsprozess nachhaltig erfolgreich sein.

Was aber bedeutet Arbeit 4.0 für die Unternehmen?

Bei der Digitalisierung geht es immer um optimierte Prozesse, Automatisierung, Kommunikation, neue Technologien und neue Geschäftsmodelle. Der Effekt: ein höherer Output. Dabei werden viele Dinge, die früher von Menschen gemacht werden mussten, künftig von Maschinen übernommen. Arbeitsplätze fallen weg, aber natürlich werden auch neue entstehen. Denn die neuen Technologien müssen entwickelt, gesteuert und überwacht werden. Mit den neuen Aufgaben geht ein hoher Qualifizierungsbedarf für Beschäftigte einher.

Was heißt das für die arbeitenden Menschen?

Die Abläufe und die Kommunikation in und zwischen den Betrieben ändern sich. Was früher zwischen Menschen kommuniziert wurde, erledigen die Maschinen und Systeme in Zukunft selbst. Die Prozesse vernetzen sich immer weiter und damit verändern sich die Aufgabenprofile der Beschäftigten. Ganze Wertschöpfungsketten vernetzen sich miteinander durch den Transfer von Daten und die Abläufe beschleunigen sich.

Das primäre Kriterium für die Arbeit der Zukunft ist: Veränderung und Wandel

Die Beschäftigten im Unternehmen werden im Zeitalter der Digitalisierung ihre Arbeitsweisen zunehmend ändern und ganz neue Aufgaben und einen anderen Umgang miteinander erlernen müssen. Der technologische Fortschritt und damit auch die Beschleunigung der Märkte und der Wandel im Kundenverhalten sind genauso eine Herausforderung, wie die Entstehung immer neuer Mitbewerber oder auch sogenannter disruptiver Technologien, Technologien also, die bestehende Produkte vom Markt verdrängen.

Das primäre Kriterium für die Arbeit der Zukunft ist: Veränderung und Wandel. Die Unternehmen brauchen also Mitarbeiter, die diesen Wandel mitgehen und motiviert an Veränderungen mitwirken. Das vorhandene Wissen ist so groß, dass es niemand mehr alleine beherrschen kann. Wissenstransfer und die Öffnung der Innovationsprozesse in Richtung Kunden und Mitbewerbern, unter dem Begriff „Open Innovation“ bekannt sind wichtig, um erfolgreiche Produkte zu entwickeln. In den Unternehmen muss die Ressource Mensch, seine Motivation und sein Know-how zugänglich gemacht und optimal in die Prozesse eingebracht werden, Das geht nur mit entsprechend ausgebildeten Mitarbeitern, die motiviert ihre Arbeit tun.

Die Ansprüche der Mitarbeiter ändern sich

Neue Generationen versuchen stärker als früher, Beruf und Familie miteinander zu verbinden und aus dem „Leben um zu arbeiten“ ein „Arbeiten um zu leben“ zu machen. Lebensentwürfe unterscheiden sich zu denen früherer Generationen und Biographien werden stärker vom Wechsel geprägt sein als bisher. Im Wettbewerb um die Köpfe ist es auch von großer Bedeutung, den Bedürfnissen der weiblichen Mitarbeiter gerecht zu werden. Hier gibt es im Detail noch viel Potential im Mittelstand zu erschließen.

Erfahrungswissen, bislang Garant für Erfolg und Karriere, verliert zunehmend an Bedeutung.

Die Fähigkeit, jeden Tag neu zu lernen und zu bewerten gewinnt hingegen. Hierarchien werden in vielen Fällen hinderlich und müssen durch flexible Projekt- und Teamstrukturen ersetzt werden. Die IT-Industrie macht es uns vor. Hier wird schon lange nicht mehr sequentiell gearbeitet sondern in sogenannten „agilen“ Projektteams, die gemeinsam mit dem Kunden interaktiv daran arbeiten, die richtige Lösung für sein Problem zu identifizieren und umzusetzen.

Auch wenn die beschriebenen Veränderungen nicht in allen Unternehmen passieren werden, so können wir davon ausgehen, dass diese neue Art zu arbeiten, sich in Zukunft auf immer mehr kreative Jobs ausbreiten wird. Sei es in den Marketingabteilungen, den Innovationsabteilungen, im Business Development aber auch in der Produktion.

Demographie als weitere Herausforderung?

Unternehmen aus den Bereichen produzierendes Gewerbe, Dienstleistung im Gesundheitsbereich und Logistik sind mit einem weiteren Problem konfrontiert: den zunehmend älter werdenden Belegschaften durch die Geburtenstarken Jahrgänge. Diese tun sich unter Umständen schwer, die nächsten Digitalisierungsschritte mit zu gehen, verfügen aber über wichtiges Erfahrungspotential. Auch hier sind kreative Konzepte gefragt, um diese Mitarbeiter in den Betrieben halten zu können und mit den neuen Kompetenzen zu verzahnen. Großunternehmen wie Mercedes-Benz haben das längst erkannt und im Rahmen ihrer Organisationsentwicklung aufgegriffen und zum Thema gemacht (www.eyalter.com).

Mit all diesen Herausforderungen muss sich das moderne Unternehmen auseinandersetzen. Nicht nur, um seinen männlichen und weiblichen Mitarbeitern ein gutes Umfeld zu schaffen, damit es sie finden, binden und entwickeln kann. Sondern vor allem, um seine Prozesse und Produkte so zu optimieren, dass es am Markt wettbewerbsfähig bleibt. "Arbeitgeberbranding" wird zu einem wichtigen Faktor, um die richtigen Fachkräfte zu finden. Aber auch flexible Arbeitsformen wie Home Office und freie Zeiteinteilung und Zusatzleistungen werden wichtig, um das im Unternehmen zu halten, was den Erfolg in Zukunft ausmachen wird: die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Keine Revolution aber eine sehr schnelle Evolution

Vieles von diesen Dingen galt schon immer. Automatisierung ist kein wirklich neues Thema und auch zum Thema Mitarbeiterorganisation und Führung wurden schon viele Bücher geschrieben. Doch die Veränderungen haben in den letzten Jahren exponentiell zugenommen und sich rasant beschleunigt. Die Menge an Informationen steigt. Die Geschwindigkeit, mit der die Menschen reagieren müssen, erhöht sich und die Umgebungsvariablen sind oft derart komplex, dass die Unternehmen lernen müssen, komplexe Entscheidungsvorgänge durchzuführen, ohne alle Fakten zu kennen. Arbeiten mit den vorhanden Möglichkeiten, auch „Effectuation“ genannt, ist ein Ansatz damit umzugehen.

Strategie wird nicht mehr auf Vergangenheitsanalysen und Modellen entwickelt, sondern im Prozess, in der permanenten Beobachtung von Technologie, Gesellschaft, Markt, Kunden und Mitbewerbern und unter Nutzung der im Augenblick zur Verfügung stehenden Möglichkeiten. Methodenwissen über „Designthinking“ oder ganz neu „Hybrid Thinking“ ergänzen diese Methoden.

Manager und Führungskräfte der Zukunft haben die Fähigkeit, scheinbare Widersprüche anzunehmen und mit einer Vielzahl von Unbekannten umzugehen

Auf die Einstellung der Führung kommt es an

Erfolgreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf allen Ebenen werden die sein, die Veränderung als Chance begreifen und es als selbstverständlich ansehen, dass das Lernen sie ein ganzes Berufsleben lang begleiten wird. Es nützt aber nichts, hier nur auf die Ebene der Beschäftigten zu verweisen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt im Management und bei den Inhabern. Hier beginnt der Wertewandel. Hier wird die Bereitschaft zur Veränderung formuliert und vorgelebt. Und vor allem muss das neue Menschenbild verinnerlicht sein, das eine authentische moderne Führung ermöglicht, die von den Mitarbeitern der Zukunft erwartet wird. Die Veränderung in der Organisation oder in dem Unternehmen darf also nicht nur ein Programm sein, sondern muss in echter Überzeugung umgesetzt werden.

Manager und Führungskräfte der Zukunft zeichnen sich aus durch eine hohe Ambiguitätstoleranz, also die Fähigkeit, scheinbare Widersprüche anzunehmen und mit einer Vielzahl von Unbekannten umzugehen. Hinzu kommt die Fähigkeit, intuitiv zu entscheiden. Das Intuitive Element ist dabei nicht zu unterschätzen, denn in einem Zustand permanenter Veränderung und unter hochkomplexen Rahmenbedingungen ist ein rein analytischer Ansatz allein zukünftig nicht mehr zielführend.

Partner suchen für die Umsetzung

Wenn man diese Herausforderung als Unternehmen annehmen möchte, kommt man schnell an seine Grenzen. Denn neben den klassischen Organisationsentwicklungsthemen haben wir es mit einer Vielzahl von Themen zu tun: Change Management, Weiterbildung, Prozessoptimierung, Einsatz neuer Technologien und vor allem die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle stehen auf der Agenda. Und kaum ein Mensch alleine ist Experte in all diesen Dingen. Für einen Mittelständler ist es daher kaum unternehmensintern zu bewältigen, da weder die Zeit noch das Personal und vor allem auch keine Methodenkompetenz vorhanden sind. Da empfiehlt es sich, die Kooperation mit Partnern zu setzen.

Genau wie bei der Einführung neuer Technologien und der Optimierung von Prozessen braucht man auch bei Veränderungen in der Organisation kompetente Partner in den jeweiligen Spezialdisziplinen. Diese findet man in den Beratungsnetzwerken, wie dem Kompetenzzentrum Industrie 4.0 des Bundes Niedersachsen Bremen oder auch dem Beraterpool des Kompetenzverbundes Industrie 4.0 in Bremen. Und natürlich auch unter den vielen freien Beratern und Dienstleistungsunternehmen, die sich den Herausforderungen von Digitalisierung und Arbeit 4.0 widmen.

Sucht man Unterstützung bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle, hilft das Mittelstand-Digital Zentrum Bremen-Oldenburg weiter.

Einfach anfangen

Wie auch bei den technischen Aspekten der Digitalisierung sollte man sich bei den organisatorischen Fragen davon frei machen, alle Fragen gleichzeitig lösen zu wollen. Der beste Weg mit der offensichtlichen Komplexität umzugehen ist das schrittweise Vorgehen.

Identifizieren Sie einen Prozess oder eine Aufgabe in ihrem Unternehmen, den sie verändern wollen und fangen sie damit an. Auf die erste Optimierung folgt die zweite und schon bald optimiert sich ihre Organisation wie von selbst. Suchen Sie sich Partner und planen sie Ihren Weg in das neue digitale Zeitalter jetzt. Es ist keine Frage des Ob, sondern des Wie und des Wann. Nur wer heute beginnt, wird in den kommenden Jahren unter den Siegern sein und die Digitalisierung und Arbeit 4.0 als selbstverständlichen Bestandteil seiner Unternehmensstrategie verstehen und so für den eigenen Erfolg nutzen können.


Welche Services die WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH bei der Digitalisierung ihres Unternehmens bietet, finden Sie auf der Übersichtsseite Digitalisierung.

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