Spiel mit mir
KreativwirtschaftDer Bremer Andreas Schmidt hat Brett- und Kartenspiele auf Bierdeckeln entwickelt
Gesellschaftsspiele liegen ungebrochen im Trend – trotz oder wegen der zunehmenden Digitalisierung. Auch in Kneipen wird gerne gespielt. Beides hat der Bremer Andreas Schmidt zusammengebracht: Er hat Bierdeckel-Spiele auf den Markt gebracht. Die Kreationen sind nicht die ersten, die er entwickelt hat.
In einer Nacht das erste Spiel entwickelt
Wenn Andreas Schmidt morgens mit seiner Frau Sabine am Frühstückstisch sitzt, hält er oft nicht nur eine Kaffeetasse in der Hand, sondern auch einen Würfel. Zwischen Toast und Kaffee testet das Ehepaar dann eine Neuentwicklung, so wie zurzeit gerade das Würfelspiel „Franky Rock n Vegas“. „Das Spiel ist mein Liebstes zurzeit“, sagt Andreas Schmidt. Der Bremer ist Spieleautor. Das wurde er quasi über Nacht.
Als gelernter Bankkaufmann und studierter Betriebswirt beschäftigte sich der 48-Jährige stets als Ausgleich zum trockenen Joballtag mit kreativen Dingen. Zum Beispiel gestaltete er digitale Pop-Art-Kunst. Dass er Brettspiele kreieren würde, lag allerdings zunächst nicht auf der Hand. „Ich hab‘ damals gar nicht so viel gespielt“, sagt der 48-Jährige. Er war aber Fan von Star Wars, Herr der Ringe oder auch der Avenger-Saga. Mitten in der Nacht kam ihm schließlich vor 15 Jahren die Idee für ein Fantasy-Brettspiel. „Ich bin aus dem Bett aufgestanden und habe das Regelwerk aufgeschrieben. Das wurde ein richtig großes Ding: 18 Seiten.“
Sein erstes Strategiespiel handelt von Mönchen und fliegenden Teppichen
Veröffentlicht wurde es jedoch nie. „Die Spieleverlage, denen ich es vorgestellt habe, fanden es toll, aber nicht toll genug“, erinnert sich Schmidt. Bis sein erstes Strategiespiel „Shenshi“ mit meditierenden Mönchen auf fliegenden Teppichen auf den Markt kam und nichts mit seiner ersten Idee zu tun hatte, dauerte es noch ganze fünf Jahre. Das ist nicht ungewöhnlich für Spieleautoren: „Man muss in die Welt reinwachsen. Als ich anfing, sagten mir die Verlage, es würde zehn Jahre dauern, bis mein erstes Spiel herauskommt.“ Inzwischen hat Schmidt über 20 Brettspiele veröffentlicht, darunter so erfolgreiche wie „Der Hobbit – das Spiel zum Film“. Es verkaufte sich bereits rund 100.000 mal. Das Spiel war vom Regisseur der Filmadaption des Romans Der Hobbit, Peter Jackson, persönlich für gut befunden worden. Darauf ist Schmidt noch heute stolz.
„Bierdeckel haben etwas Geselliges“
Seine neuesten Entwicklungen sind deutlich kleiner als „Der Hobbit“ und auch noch nicht ganz so nachgefragt. Das kann aber noch kommen, denn auch hier hat Schmidt auf bekannte Namen gesetzt und mit den Lizenzgebern zusammengearbeitet: Die Spiele haben etwa „Häger, den Schrecklichen“ und den Spinat essenden Matrosen „Popeye“ im Titel. Im Gegensatz zum „Hobbit“ haben die Spiele kurze, schnell zu verstehende Regeln und passen auf maximal 13 Bierdeckel - wortwörtlich. „Ich wollte mal Spiele machen ohne komplexe Anleitung.“ Die gestalteten Bierdeckel dienen entweder als Spielfeld oder als Spielkarten. Sie passen in die Hosentasche, man kann sie mit in die Kneipe oder den Biergarten nehmen. Man kann sie für Trinkspiele nutzen, aber auch mit Kindern ab acht Jahren unterwegs spielen. „Bierdeckel haben etwas Geselliges. Wenn man sie nutzt, ist man immer mit anderen zusammen“, sagt Andreas Schmidt, der inzwischen eine besondere Leidenschaft für Bierdeckel entwickelt hat.
Fußballspiel wurde von Werder Bremen übernommen
Den Anfang der Bierdeckel-Reihe bildete das Fußball-Spiel „Torschuss-Panik!“, das von Werder Bremen sogar als Werbespiel übernommen wurde. Die Bierdeckel werden dabei zu einer Art Fußballfeld zusammengelegt. Aus einem Bierdeckel kann man die vorgestanzten Fußbälle herausbrechen. Dazu kommt noch ein Würfel – los geht’s. Ziel ist es, drei Bälle mit den richtigen Würfelzahlen möglichst schnell ins Tor zu bekommen.
Inzwischen hat Andreas Schmidt schon elf Bierdeckel-Spiele kreiert. Auf der Essener „Spiel“, der weltgrößten Publikumsmesse für Gesellschaftsspiele, vom 24. bis 27. Oktober stellt er seine neuesten Erfindungen vor. Darunter ist auch „Mopseinander“, ein Reaktionsspiel, bei dem es darum geht, möglichst schnell verschiedene Möpse auf den Bierdeckeln wiederzufinden. „Jedes Spiel ist anders. Für mich ist es wichtig, dass ich mich nicht immer wieder selbst kopiere“, betont Schmidt.
Gesellschaftsspiele werden immer erfolg- und facettenreicher
Mit seinen analogen Spielen liegt er im Trend. In Deutschland waren Gesellschaftsspiele bei Familien, Freunden und Gruppen aller Altersklassen schon immer verbreiteter als in anderen Ländern. Seit Jahren bekommen Brett-, Karten- und Würfelspiele noch zusätzlichen Aufwind – trotz zunehmender Digitalisierung. So wird die Essener „Spiel“ auch in diesem Jahr wieder nach Veranstalterangaben Rekorde verzeichnen. Erwartet werden über 190 000 Besucher. Rund 1.400 Neuheiten werden der Öffentlichkeit vorgestellt. Im Jahr 2013 kamen zur Messe noch 156.000 Besucher, präsentiert wurden rund 800 Neuheiten.
„Heaven & Ale“ war für Kennerspiel des Jahres 2018 nominiert
Für Andreas Schmidt ist die Messe einer der wichtigsten Termine im Jahr. Hier kann er Verlagen seine brandneuen Entwicklungen zeigen. Nicht alle kommen immer gleich gut an. 150 Spiele hat er schon erfunden, nur ein Bruchteil davon fand den Weg in die Läden. Seinen Enthusiasmus bremst das nicht. Er hat ja auch schon einige Erfolge erzielt: Das Brettspiel „Heaven & Ale“, das er zusammen mit Michael Kiesling aus Achim entwickelt hat, war 2018 für den Preis „Kennerspiel des Jahres“ nominiert. Das allein ist schon Auszeichnung genug bei Hunderten von Neuheiten pro Jahr.
Die wenigsten Spieleautoren können von ihrer Leidenschaft leben
Schmidts Spieleautor-Kollege Michael Kiesling, Geschäftsführer einer Softwarefirma in Bremen, hat dem 48-Jährigen inzwischen eine Ehrung voraus: Kieslings Spiel „Azul“ wurde 2018 zum „Spiel des Jahres“ gekürt. Doch selbst wenn Schmidt ebenfalls eines Tages einen solchen Preis bekommen sollte, wird er vermutlich von seiner Leidenschaft nicht leben können. „Das können die wenigsten Spieleautoren“, sagt Andreas Schmidt. Nachdem er Projektmanager in einer Multimediaagentur war, verdient er seit 2009 sein Geld mit seiner eignen Firma „phantastischer RAUM“, die er zusammen mit seiner Frau Sabine führt. Das Unternehmen vermarktet Radio- und Fernsehwerbung. Auf seine Spieleentwicklungen möchte Schmidt aber nicht verzichten. „Die Freude daran ist unbezahlbar. Die schönsten Momente sind die, wenn klar ist, dass ein Spiel optimal funktioniert und den Leuten Spaß macht.“
Die Ideen kommen überall – ob im Bad oder im Café
Die Ideen kommen ihm überall – ob im Badezimmer oder im Café. Zur Demonstration stellt er auf den Bistrotisch zwei Portionspackungen Kaffeesahne übereinander, die Öffnungslaschen zeigen in verschiedene Richtungen. „Dieser Aufbau kann schon der Ansatz für ein Spiel sein“, sagt Schmidt. Bis ein Spiel fertig entwickelt ist, kann es über eineinhalb Jahre dauern – oder aber auch nur einen Tag.
Manchmal braucht eine Erfindung aber auch noch viel mehr Zeit zum Reifen. Sein allererstes Spiel, das er in nur einer Nacht aufschrieb, hat er immer noch nicht aufgegeben. „Vielleicht setze ich mich da noch mal ran und überarbeite es“, sagt Schmidt. Erfahrungen hat er inzwischen genug gesammelt, um es zum Erfolg zu bringen.
Pressekontakt:
Andreas Schmidt, phantastischer RAUM, Telefon +49 (0)421 434 11 09, info@phantastischer-raum.de.
Bildmaterial:
Das Bildmaterial ist bei themengebundener Berichterstattung und unter Nennung des jeweils angegebenen Bildnachweises frei zum Abdruck.
Foto 1: Quasi über Nacht zum Spieleautor: Der Bremer Andreas Schmidt hatte 2004 seine erste Spielidee. © WFB/Focke Strangmann
Foto 2: Über 20 Brettspiele hat Andreas Schmidt bereits veröffentlicht, darunter das erfolgreiche Brettspiel „Der Hobbit – das Spiel zum Film“. © WFB/Focke Strangmann
Foto 3: Andreas Schmidts besondere Leidenschaft: Bierdeckel-Spiele entwickeln. Das Spiel „Torschuss-Panik“ wurde von Werder Bremen als Werbespiel übernommen. © WFB/Focke Strangmann
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