CLOSEUP Bremen – Ganz nah dran
KreativwirtschaftNeue Medienformate entwickeln dank des CLOSEUP Bremen-Stipendiums
Wie musste es wohl zu Zeiten Adolph Knigges zugegangen sein, dass ein Buch zu Benimmregeln nötig war? Und hat sich seitdem etwas geändert? Wissen wir heute noch, miteinander umzugehen?
Im Internet, in den sozialen Medien herrscht oft ein anderer Umgangston als im persönlichen Gespräch – trollen, haten, Shitstorms, Fake News – Kommunikation in extremer Form. Neue Generationen wachsen online auf, sozialisieren sich dort. Wirkt sich das auf ihre Umgangsformen aus?
Auf der Suche nach Vorbildern
„Junge Menschen suchen nach Orientierung, nach etwas Greifbarem“, davon ist zumindest Claas Premke überzeugt, „das Internet ist voll von Fragen zu Etikette, dazu, wie man sich richtig verhält. Ich glaube, dass es wichtig ist, darauf eine Antwort zu geben.“ Auch als eine Art Gegenpol zu dem, was einem dort täglich begegnet.
Der Bremer Claas Premke ist Medienmacher, mit seinem Unternehmen Deichblick produziert er seit 2006 Filme für das Fernsehen oder das Web. Und zusammen mit dem Bremer Motion-Design-Studio Visual Truth hat er eine Antwort auf die Netzfragen nach sozialer Etikette gefunden. Mit einem „modernen Knigge“, einem viertelstündigem Videoformat, das wichtige Verhaltensregeln lustig, verspielt, modern und unterhaltsam erzählt.
„Es ist für die Zielgruppe der 17- bis 25-jährigen gemacht und orientiert sich an amerikanischen Vorbildern, so etwas gibt es in Deutsch noch nicht“, bestätigt auch Roman Wolter von Visual Truth. Das Motion-Design-Studio produziert Animationen und Grafiken für das bewegte Bild. Zusammen mit Deichblick hat Visual Truth das Video produziert.
Teilnahme bei CLOSEUP Bremen – ganz nah dran
Dass sich die beiden Filmexperten für das Projekt zusammengefunden haben, war mehr oder minder Zufall. Bei einem gemeinsamen Auftrag machte es Klick. „Es hat einfach gepasst zwischen uns“, sagt Wolter, „deshalb haben wir uns eines Abends getroffen und bei einem Bier herumgesponnen: Was können wir gemeinsam noch alles auf die Beine stellen?“
Wie es der Zufall wollte, wurde genau zu dieser Zeit das CLOSEUP Bremen-Stipendium ausgerufen. Es wird jährlich von der nordmedia und der Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation veranstaltet. nordmedia ist die gemeinsame Medien-Fördereinrichtung der Bundesländer Niedersachsen und Bremen sowie der Sender Radio Bremen, NDR und ZDF.
Der Wettbewerb fördert Medienschaffende mit einem Stipendium im Wert von bis zu 20.000 Euro für die Entwicklung neuer Medienformate.
Kreativen Ideen eine Chance geben
„Das Programm unterstützt Kreative dabei, anfallende Produktionskosten zu decken und gibt ihnen so den Freiraum, neue Formate zu entwickeln und dabei die Risiken abzufedern“, fasst es Thomas Schäffer, Geschäftsführer von der nordmedia zusammen. „Darüber hinaus spielt auch der Vernetzungs- und Coachingaspekt eine große Rolle. Über die neunmonatige Dauer der Förderung stehen den Stipendiatinnen und Stipendiaten Medienprofis aus Bremen beratend zur Seite, dazu gibt es Workshops und jede Menge Ideeninput aus dem Expertinnen- und Expertenkreis.“ Neben Deichblick erhielten drei weitere Formate im Durchgang 2018/2019 ein Stipendium.
Bei CLOSEUP Bremen engagieren sich etablierte Bremer Medienprofis ehrenamtlich in beratender Funktion: Bremedia Produktion, Deichblick, die InformationsGesellschaft mbH, IMAGE in MOTION, Kinescope Film, maxim film, Radio Bremen, sendefähig, The Soulcage Department und vomhörensehen.
Nach der Arbeit ist vor der Arbeit
Rund vier Monate hat das Team von Deichblick und Visual Truth an dem Projekt gearbeitet. „Es war ein Herzensprojekt für uns, wir haben viel ausprobiert, Neues gewagt. Wir sind sehr froh, dass uns das Stipendium diese Form des Arbeitens ermöglicht hat“, sagt Premke.
Nachdem durch CLOSEUP der Pilotfilm des Knigge-Formats entstand, sprechen die beiden Teams nun mit potenziellen Abnehmern. „Wir können uns vorstellen, dass die Filme entweder im Fernsehen oder im Web laufen und suchen jetzt nach einem Medienpartner, mit dem wir in Serie produzieren können“, so der Unternehmer. Denn das Projekt ist von Anfang an als Serienproduktion angelegt. Einen eigenen Namen haben sie dafür bereits gefunden – „Wertmarke“ soll sie heißen.
Vernetzung treibt Bremer Kreativlandschaft voran
Aber auch jetzt hat CLOSEUP Bremen schon einiges bewirkt, der Meinung ist auch Roman Wolter von Visual Truth. „Das Programm vernetzt den Standort – zum Beispiel konnten wir und Deichblick viel intensiver zusammenarbeiten, als es sonst möglich gewesen wäre. Bremen hat keine großen Fernsehsender wie zum Beispiel Köln, aber wir merken, dass sich hier am Standort auch etwas tut. Und da helfen Initiativen wie diese.“
Ab November 2019 starten vier neue Bremer Gemeinschaftsprojekte innerhalb des Stipendiums: die Dramaserie „G-TOWN“ (AT), Animationsclips für „KARL, der Ökobot“, das Serienformat „Music Match“ (AT) und das Web-Doku-Projekt „Ausgegrenzt.“
Alle Infos zu den Absolventinnen und Absolventen, den neuen Teams und zum Programm: www.closeupbremen.de
Anke Jacobj
Die Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation
Referentin Innovation, Digitalisierung & neue Themen
+49 421 361 32050
Erfolgsgeschichten
Vor sechs Jahren war Arne Stehnken noch selbst frischgebackener Gründer, heute gehört er zur Geschäftsführung des Softwareunternehmens syniotec in der Bremer Innenstadt. Um anderen Gründenden, Start-ups und Kreativen den Einstieg zu erleichtern und ihnen einen Ort zum Arbeiten, Netzwerken und Austauschen zu bieten, hat er mit seiner Firma ein Kreativ- und Innovationskontor am Wall eröffnet – ein Impulsgeber für frische Ideen mitten in der City.
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