
Ein Standort in China kann für Unternehmen sowohl Vor- als auch Nachteile haben. Deshalb ist eine gute Planung und Vorbereitung das A und O. Egal, ob es darum geht, neue Märkte zu erschließen und Umsätze zu steigern oder vor Ort für das Heimgeschäft zu produzieren.
Mehr als 500 Bremer Unternehmen tätigen regelmäßig Geschäfte in China. Einige davon mit Niederlassungen und Produktionsstätten, andere in gemeinsamen Büros oder Vertretungen. Das Reich der Mitte ist für viele Unternehmen ein Beschaffungsmarkt – sie kaufen Waren und Güter und importieren sie nach Deutschland. Aber auch als Absatzmarkt ist das Land attraktiv, Produkte made in Germany genießen hohes Ansehen.
Bei der Überlegung, ob, wie und wann sich ein eigenes Büro in Fernost lohnt, sind Vor- und Nachteile abzuwägen. Am Anfang steht die Überlegung über:
Das Ziel eines Standorts in China
Was verspreche ich mir von einem Standort im Land? Möchte ich vor Ort sein, um Einkauf oder Verkauf von Waren besser zu organisieren und die Qualität zu inspizieren? Möchte ich einen einfacheren Zugang zu Kunden erlangen, Service-, After Sales-, Montage-/Inbetriebnahme-Prozesse verbessern? Möchte ich selbst Waren produzieren, um sie in Deutschland zu vertreiben?
„In China sind viele Marktsegmente noch entwicklungsfähig, nicht ausgereift oder sogar unterversorgt. Für bremische Unternehmen bestehen gute Chancen zum Beispiel in Bereichen wie Medizintechnik, Nahrungsmittelwirtschaft, Automotive, Umwelttechnologien, Abfallwirtschaft oder Schiffszubehör“, sagt Torsten Grünewald, Referent Geschäftsbereich International der Handelskammer Bremen - IHK für Bremen und Bremerhaven. „Hier kann man mit deutscher Qualität punkten - bremische Unternehmen sind besonders bei Nischenprodukten sehr gut aufgestellt.“
Bei der Definition der Ziele sollten diese so konkret wie möglich formuliert werden: Wie viele Produkte sollen pro Jahr verkauft werden? Wie viele Kundenkontakte entstehen? Je konkreter die Ziele formuliert werden, desto leichter lässt sich der Einstieg planen und mit realen Bedarfen abgleichen.
Ist ein Unternehmen sich über die eigenen Ziele im Klaren, kann es sich an den nächsten Schritt machen:
Informationen über den Standort China
„China-Geschäft so ganz nebenbei ist meines Erachtens schwierig bis fast unmöglich“, ist Grünewald überzeugt. Jedes Unternehmen sollte sich daher umfassend über den Standort informieren. Dazu gehören neben der Recherche von Markt, Wettbewerb, möglichen Geschäftspartnern insbesondere auch die rechtlichen-, steuerrechtlichen-, arbeitsrechtlichen- sowie zoll- und exportkontrollrechtlichen Rahmenbedingungen, die das China-Geschäft mit sich bringt.
Deshalb gilt: Frühzeitig mit der Bank, dem Steuerberater und dem Rechtsanwalt seines Vertrauens austauschen! Die Handelskammer Bremen als Ansprechpartner für Expansionen ins Ausland und die Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) stehen mit ihrem Wissen als Ansprechpartner zur Verfügung. Aber nicht nur den Markteinstieg gilt es gut zu planen – ebenso die Exit-Strategie. „Bei allen Überlegungen zum Markteinstieg ist es auch wichtig, über einen möglichen Marktausstieg nachzudenken. Was passiert, wenn Erwartungen nicht eintreffen, sich der Markt oder gar rechtliche Rahmenbedingungen verändern?“, mahnt der China-Experte. „Wie steige ich aus dem Markt wieder aus, was sind die möglichen Konsequenzen und welche Verpflichtungen (z.B. Kündigung von Personal) sowie Kosten sind mit einer Schließung verbunden?“ Fehlerhafte Entscheidungen können sich schnell auf Unternehmensratings oder das Image eines Unternehmens auswirken.
Neben der Kalkulation eines möglichen Scheiterns gibt es noch weitere Hürden, die Unternehmen im China-Geschäft mit guter Planung spielend nehmen können. Es gilt:
Herausforderungen eines Standorts in China abwägen
Auch in China schläft die Konkurrenz nicht und die dortige Industrie mischt längst auf der Weltbühne mit. Wer den Markt nicht genau kennt, läuft Gefahr, bald schon einer unter vielen zu sein und sein Alleinstellungsmerkmal zu verlieren.
Zudem dürfen Unternehmen die Größe des Landes mit seinen mehr als 1,3 Milliarden Einwohnern nicht unterschätzen: Ein Standort in einer einzelnen Region garantiert noch lange keinen Zugang zum gesamten Binnenmarkt. Deshalb sollten Expansionswillige sich von Anfang an überlegen, welche Stadt bzw. welche Region mit der eigenen Branche die größten Überschneidungspunkte hat – wo der größte Absatzmarkt liegt.
Auch umgekehrt, als Produktionsstandort, kann das Reich der Mitte zu einer Herausforderung werden: Denn auch in dem Riesenland werden gut ausgebildete Fachkräfte knapp – und immer besser bezahlt. Zudem sollten die gerade in letzter Zeit zunehmenden zollrechtlichen Konflikte in einer langfristigen Planung Beachtung finden.
