
„Technik ist sozial“ und „Daten sind nicht neutral“. Zwei scheinbar einfache Sätze, hinter denen doch so viel steckt. Es ist sogar ein ganzes Forschungsgebiet, für das sich Dr. Juliane Jarke begeistern kann. Seit September 2014 arbeitet sie als Wissenschaftlerin im Institut für Informationsmanagement Bremen (ifib) sowie im Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung (ZeMKI) an der Universität Bremen. Von April 2019 bis März 2020 war sie außerdem Vertretungsprofessorin für Informationsmanagement. Ihr Ziel ist es, dass Technik so gestaltet wird, dass sie in sozialen Systemen funktioniert und den gewünschten Nutzen bringt.
Juliane Jarke stammt aus der Nähe von Berlin. Schon früh hat sie sich für Gesellschaft und Politik interessiert und war unter anderem im Jugendpresseverband Brandburg und für die Stiftung politische und christliche Jugendbildung aktiv. In der Schule wiederum wählte sie Mathematik und Physik als Leistungskurse. Nach dem Abitur reiste sie ein halbes Jahr durch Südamerika und entschied sich nach ihrer Rückkehr für ein Studium der Informatik und Philosophie an der Universität Hamburg.
„Ich fand es spannend, wie Computer und ihre Prozesse funktionieren“, sagt Jarke. „Aber schon bald hat mich die angewandte Informatik viel mehr interessiert.“ Nachdem sie ihr Informatikstudium 2005 mit dem Bachelor abgeschlossen hatte, hat Jarke bei der Rambøll Management GmbH im Kompetenzzentrum IT Management und Innovation in Hamburg gearbeitet. „Dort wurde für mich sehr deutlich, dass man Technik nicht isoliert betrachten kann, sondern sie immer im Zusammenhang mit den sozialen Systemen sehen muss, in denen sie angewendet wird.“
Studium und Doktorarbeit in England
Also ging Jarke nach England an die Lancaster University Management School und studierte dort Information Technology, Management and Organisational Change. „Dort ging es nicht nur um Prozessoptimierung, sondern die soziale Komponente wurde weiter gedacht. Wie verändern Informationssysteme Organisationen und Gesellschaft? Das war genau mein Thema.“ 2007 schloss sie das Masterstudium in Lancaster ab, ein Jahr später machte sie zusätzlich ihren Magister-Abschluss in Philosophie an der Universität Hamburg.
Anschließend ging Jarke nach Brüssel und arbeitete als Stagiaire in den Bereichen e-Infrastrukturen und Digital Science in der Europäischen Kommission. Cyberinfrastrukturen, Rechnernetze, Dateninfrastrukturen – wie verändern digitale Strukturen die Wissenschaft? Welche Folgen hat der weltweite Zugriff auf Forschungsgeräte und -ergebnisse? Diese Fragen waren und sind nach wie vor im Fokus von Juliane Jarke. So ging sie wieder zurück nach Lancaster, um dort zu promovieren. Ihr Thema: „Performances of associations: Sociomaterial orderings and configurations of a European eGovernment ‘community of practice’“ oder anders gesagt: Es ging um e-Government und Digitalisierung im öffentlichen Sektor und die Fragen, wie arbeiten Communities in diesem Bereich und wie können die Mitglieder voneinander lernen? 2013 hat Jarke – inzwischen dreifache Mutter – ihre Doktorarbeit verteidigt und 2014 die Urkunde erhalten. „Das funktionierte nur, weil mein Mann mit seiner Arbeit flexibel ist, mich immer unterstützt hat und zudem hat die Uni in Lancaster eine gute Kita.“