Bekannt für Entwicklungsfreude
Bekannt ist die Manufaktur zudem für ihre Entwicklungsfreude. „Sie hat durch zum Teil einzigartige Innovationen eine große internationale Reputation gewonnen“, sagt der bekannte Bremer Jazztrompeter Ulrich Beckerhoff anerkennend. Etwa bei der Weiterentwicklung der Kontrabassposaune. Max und Heinrich Thein waren die ersten, die diese zu einem gut gebräuchlichen, doppelventiligen Orchesterinstrument machten. Klanglich liegt sie zwischen Bassposaune und Tuba und kommt beispielsweise bei manchen Wagner-Stücken zum Einsatz. „Die Instrumente der Firma Thein genießen international einen hervorragenden Ruf, da sie für einen unverwechselbaren Klang stehen und hochwertigst hergestellt werden“, schwärmt der Hamburger Trompeter und Professor Matthias Höfs.
Arbeit am „Berliner Modell“
„Die Arbeit mit dem Musiker bringt uns weiter“, sagt Max Thein. Von der Zusammenarbeit mit internationalen Solisten profitieren am Ende auch die Laien. „Die einzelnen Modelle werden ständig weiterentwickelt und ganz individuell auf den Kunden angepasst“, sagt Höfs. Derzeit entwickelt Max Thein mit Andre Schoch von den Berliner Philharmonikern eine neue Trompete. Das „Berliner Modell“ soll den höheren Ansprüchen der heutigen Orchesterarbeit gerecht werden. „Mehr Tourneen und Konzerte in kürzerer Zeit“, sagt Thein. „Diese Musikrichtung heute, und morgen die nächste.“ Ziel ist ein universelles Instrument, „leichter in der Spielbarkeit, mit mehr Durchsichtigkeit und mehr Klangfülle“. „Wir sind auf der Suche nach einem möglichst vielseitigen Instrument“, ergänzt Schoch. „Es ist Detailarbeit.“ Extrem kleine bauliche Veränderungen hätten eine große Auswirkung. „Es ist ein Riesenunterschied nach zwei Tagen“, sagt Thein. Schoch ist schon seit 2007 Kunde bei Thein. „Die Verbindung zwischen Instrumentalist und Instrumentenbauer, da muss auch die Chemie stimmen“, sagt der Trompeter. „Bei Thein hab ich die Instrumente sofort geliebt.“ Es sei eine echte Freundschaft entstanden.
Eine Frage von Millimetern
„Wir machen sehr viel mit der Hand“, sagt Brandt. „Maschinell gefertigten Instrumenten fehlt dieses Quäntchen Leben im Ton.“ Die Bremer verarbeiten drei Messingvarianten: mit 70, 85 oder 90 Prozent Kupfer. Vor rund 30 Jahren entwickelten die Theins hauchdünne Bleche mit einer Stärke von 0,3 Millimetern für die Schallbecher. „Das war schon ein Meilenstein“, betont Brandt. „Jedes Instrument hat einen eigenen Bauplan“, sagt Brandt. „Es entwickelt sich auch immer weiter.“ In den Plänen sind auch die verschiedenen Techniken beschrieben, in manchen Fällen zum Beispiel dass man nur mäßig mit dem Hammer schlagen soll. 20 bis 30 Prozent der Trompeten und Posaunen werden vergoldet, die übrigen versilbert. „Das hat klangliche Gründe“, sagt der Geschäftsführer. „Die galvanische Schicht verbindet sich. Die Obertöne werden angeregt, versilberte Instrumente klingen heller und strahlender.“ Gold mache den Klang „noch ein bisschen runder und eleganter. Die Vergoldung kappt die Obertöne etwas.“
22 Palasttrompeten
Instrumentenbauer Günther Poppe arbeitet seit 22 Jahren bei Thein Brass. Er ist stolz darauf, dass die Instrumente aus Bremen in der ganzen Welt gespielt werden. „In der Oper in Sydney, bei den New York Philharmonics.“ 70 Prozent der Instrumente gehen ins Ausland. An diesem Nachmittag hat Poppe eine Spezialanfertigung für einen japanischen Posaunisten auf der Werkbank. „Ich baue überwiegend Posaunen“, so Poppe. „Aber eigentlich hab‘ ich alles schon gebaut.“ Gerne erinnert er sich an den Nachbau von 22 historischen Naturtrompeten für den Palast des thailändischen Königs Bhumibol im Jahre 1999.
Mini-Posaune und Trompetengeige
An manche Instrumente erinnert sich Max Thein besonders gerne. „Ich bin von Haus aus Posaunist“, sagt er. „In die Jazzposaune ‚Maxime‘ ist meine ganze Liebe reingeflossen und meine ganze Lust.“ Für das Ensemble „German Brass“ baute Thein einmal „eine extrem minikleine Posaune. Da haben wir echt gezweifelt, ob das funktionieren könnte.“ Gerne erinnert er sich zudem an den Nachbau einer historischen Geige mit versteckt eingebauter Trompete für das Münchener Stadtmuseum.