Für die Türkei ist Deutschland seit Jahren der wichtigste Exportpartner. Waren im Wert von mehr als 35 Milliarden Euro werden jährlich zwischen den Nationen gehandelt, deutsche Unternehmen beschäftigen mehr als 120.000 Angestellte vor Ort.
Und auch wenn sich am Bosporus die wirtschaftlichen Aussichten in den vergangenen Jahren eingetrübt haben, bietet die Türkei dennoch Chancen für hiesige Firmen, Geschäfte anzubahnen und auszubauen. Direkt aus der Seehafenstadt Izmir berichtet Erol Tüfekҫi, Direktor des dortigen Bremeninvest-Büros, der Auslandsmarke der WFB, und gibt uns alle vier Monate einen Überblick über Trends, Chancen und neue Entwicklungen im Land. Wenn Sie diesen Länderbrief regelmäßig als Newsletter erhalten wollen, melden Sie sich gern hier an.
Drittgrößte Stadt der Türkei, europäisches Flair, starke Wirtschaft: Izmir hebt sich deutlich von anderen Städten der Türkei ab. Mit ihren vier Millionen Einwohnern übertrifft sie Berlin und wächst stetig weiter, in den letzten fünf Jahren zogen mehr als 250.000 Menschen in die Ägäismetropole. Der zweitgrößte Hafen des Landes steht für starke Exportorientierung, die Stadt setzt auf die verschiedensten Branchen wie Nahrungsmittel, Bekleidung, Chemie oder Maschinenbau. 2018 öffnete die größte Erdölraffinerie des Landes. Insgesamt acht Prozent der Industrieleistung der Türkei sind in Izmir konzentriert.
In der Türkei gilt Izmir als westlich und liberal, was sich nicht nur im Lebensgefühl ausdrückt, sondern auch ausländische Investoren anlockt. Zahlreiche internationale Konzerne aus Industrie, aber auch dem IT- und Dienstleistungssektor haben sich in der Hafenstadt angesiedelt. Unternehmen bietet Izmir ein Vielzahl an Investitionsmöglichkeiten, dazu gehören entwickelte Industriegebiete, Freihandelszonen sowie „Technology Development Zones“, die Forschung und Entwicklung durch Steuerbegünstigungen, aber auch passende Infrastrukturen und Bildungseinrichtungen erleichtern sollen. Zu den aufstrebenden Branchen der Stadt gehören erneuerbare Energien, der Gesundheitssektor und die Luft- und Raumfahrtindustrie.
Innerhalb Izmirs gilt Bayrakli als ein besonders dynamischer Stadtteil – hier entsteht ein „Neues Stadtzentrum“, das sich auch optisch vom Rest der Stadt unterscheidet, mit seinen modernen Wolkenkratzern, hochwertigen Residenzen, Yachthäfen, Häfen, Freizeit- und Kulturzentren. Ehemals ein Industriegebiet, hat sich das Stadtbild hier in den vergangenen Jahren stark gewandelt: Parks, Küstenpromenaden und moderne Architektur fallen dem Betrachter ins Auge. Insgesamt 500.000 Menschen sollen hier einmal leben und von neuster digitaler Infrastruktur profitieren. Besonders für Unternehmen aus dem Dienstleistungssektor ist Bayrakli daher ein hervorragender Ort, um ins Türkeigeschäft einzusteigen. Die junge Bevölkerungsstruktur der Stadt und über 730 Softwareunternehmen in Izmir unterstreichen das.
In Bayrakli sitzt zudem die Deutsch-Türkische Industrie- und Handelskammer wie auch das Bremeninvest-Büro, sodass ein kurzer Weg zu allen Anliegen rund um Ansiedlung und Geschäfte garantiert ist.
Auch die Türkei setzt auf erneuerbare Energien, um den wachsenden Bedarf zu decken. Derzeit sind 7,4 Gigawatt an Leistung installiert, 600 Anlagen mit mehr als 2,1 GW Leistung sind in Bau, weitere 2,3 GW in Planung, bis 2023 sollen es insgesamt 20 GW werden. Wichtigste Region in der Windbranche ist Izmir, dort wurden rund 60 Prozent aller Windkraftanlagen der Türkei errichtet, insgesamt zwei Milliarden Dollar bisher investiert. Zudem hat die Küstenregion rund um Izmir großes Potential für die Offshorewindkraft. Wie groß dies ist, das will nun eine Studie herausfinden, welche die İzmir Development Agency (İZKA) 2019 in Auftrag gab.
Der Generalsekretär der İZKA, Dr. Mehmet Yavuz, sieht große Chancen darin, durch den Aufschwung der Windkraft ausländische Investoren nach Izmir zu locken. Denn bereits heute sei die Stadt das Zentrum der türkischen Windkraftindustrie, mit allen türkischen Rotorblattproduzenten und vielen Unternehmen aus der Service-Industrie. Die Ergebnisse der Studie sollen ausländischen Investoren helfen, den Windkraftmarkt Türkei besser einzuschätzen. Einige internationale Unternehmen sind bereits länger in der Türkei, zum Beispiel der deutsche Anlagenhersteller Enercon.
Zur türkischen Windkraftindustrie gibt es weitere Informationen beim Branchenverband TUREB
Exportorientierte Unternehmen haben in der Türkei einen hohen Stellenwert, allein schon um das Handelsbilanzdefizit des Landes auszugleichen. Für türkische Firmen ist Bremen dabei ein besonders attraktiver Standort aufgrund seiner starken Handels- und Hafentradition. Wie Geschäftsbeziehungen zwischen deutschen und türkischen Unternehmen dank Bremer Hilfe entstehen, darüber sprechen Kolja Umland, bei der WFB Projektleiter für internationale Ansiedlungen mit dem Schwerpunktland Türkei, und Erol Tüfekҫi, Direktor des Bremeninvest-Büros in Izmir in unserem Interview.
Mehrmals im Jahr veranstaltet Bremeninvest zusammen mit verschiedenen regionalen Kooperationspartnern wie Industrie- und Handelskammern, organisierten Industriezonen oder Technologieparks in Izmir und Umgebung die „Bremeninvest Infotage“. Türkische Unternehmen mit Expandierungsplänen können sich hier zu Themen wie Ansiedlung und Unternehmensgründung in Bremen oder allgemein über den Standort Bremen informieren. Dank zahlreicher Medienberichte über diese Veranstaltungen sowie Empfehlungen von bereits betreuten Unternehmen ist Bremeninvest mittlerweile auch überregional bekannt und türkische Unternehmen aus dem ganzen Land nutzen die Angebote und kontaktieren Erol Tüfekҫi, Direktor des Bremeninvest-Büros, zu Fragen rund um ihre Expansionspläne nach Deutschland, speziell zu Bremen. Dieses Veranstaltungsformat wird sehr gut angenommen und hatte bereits zahlreiche Ansiedlungsprojekte sowie erfolgreiche Unternehmensgründungen in Bremen zur Folge.
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Bahn statt Schiff – ist der Zug eine Alternative für Waren auf dem Weg nach China? Ein Thema unseres Länderbriefs China im November. Regelmäßig berichten wir über neue Entwicklungen, Trends und relevante News aus dem Reich der Mitte.
Huong Thi Hoang ist die Bremer Stimme in Vietnam – in Ho-Chi-Minh-City betreut sie Unternehmen im Auftrag der WFB. Was sie an Bremen liebt und was ihr fehlt, das verriet sie uns bei einem Besuch.
Clas Bastian Vögeding ist der neue WFB-Ansprechpartner für die Türkei. Er verrät uns, was türkische Unternehmen nach Bremen zieht und schildert uns seine Eindrücke der Partnerstadt Bremens, Izmir.