Industrie zwischen Palmen: Hainan entwickelt sich rasant, sowohl im Tourismus als auch in Logistik und Industrie
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Hainan ist die südlichste Provinz und zugleich größte Insel der Volksrepublik. Sie gilt als „Hawaii Chinas“ und ist dank ihrer Sandstrände und tropischen Temperaturen eines der beliebtesten Reiseziele im Land. Neben dem Tourismus soll die Insel, die bis in die 90er Jahre noch zu den ärmsten Regionen Chinas gehörte, künftig auch im Handel eine bedeutendere Rolle spielen.
Die Sonderwirtschaftszone Hainan liegt verkehrsgünstig im südchinesischen Meer auf halbem Weg zwischen Vietnam, Thailand und Malaysia im Westen und Hongkong, Taiwan und der Metropolregion Perlflussdelta rund um die Megastädte Shenzhen und Guangzhou im Osten. Als Teil der Seidenstraße (Belt and Road Initiative) dient Hainan zudem als verlängerter Arm auf der Nord-Süd-Verkehrsachse zwischen Russland, der Mongolei und den nördlichen Provinzen Chinas hin zu den südostasiatischen Staaten.
Freihandelshafen Yang Pu
Eine Schlüsselrolle in diesem Plan spielt der Hafen Yang Pu im Norden der Insel. Bisher wurden dort vor allem Güter aus der Petrochemie, Papierproduktion, Bauindustrie oder Nahrungsmittel verschifft. Mit einem neuen Infrastrukturprojekt der chinesischen Regierung soll das Areal nun auch in der Warenlogistik und im Im- und Exportgeschäft eine tragende Rolle spielen.
Bis 2025 entsteht hier eine mehr als 120 Quadratkilometer messende Freihandelszone mit einer Kapazität von bis zu fünf Millionen Containern pro Jahr (Vergleich: Bremerhaven als viertgrößter europäischer Hafen prozessiert 4,9 Millionen Container pro Jahr). Sie soll sowohl die Region ökonomisch entwickeln, als auch Last von den großen Häfen wie Shanghai oder Shenzhen im Transshipment-Geschäft (Container-Versand) nehmen. Bereits heute erreichen jährlich rund eine Million Container den Hafen Yang Pu. Die Freihandelszone, seit 2018 im Pilotbetrieb, soll spätestens 2025 ausgebaut und 2035 voll entwickelt sein.
Von Zollfreiheit profitieren
Für Unternehmen aus Europa kann die Freihandelszone rund um Yang Pu zu einem Sprungbrett nach China werden. Sie bringt einige attraktive Steuervorteile mit sich:
So werden Waren, die zu mehr als 30 Prozent in Hainan entstehen (Wertschöpfungsanteil) von Einfuhrzöllen in Festlandchina befreit. Zudem fallen Einfuhrzölle, Einfuhr-Mehrwertsteuer und Verbrauchsteuern für den Import von Produktionsanlagen, Fahrzeugen oder Roh- und Hilfsstoffen, die für die Produktion in Hainan benötigt werden, weg. Die Körperschaftssteuer für Unternehmen im Freihandelshafen wird von 25 Prozent auf 15 Prozent gesenkt, ebenso wie die Einkommensteuer für hochqualifizierte Fachkräfte.
Damit wird der Inselhafen vor allem für Unternehmen interessant, die eine eigene Teil- oder Vollfertigung in China anstreben. Sie profitieren zudem von der Nähe zu der bevölkerungsreichsten und damit absatzstärksten Region der Volksrepublik. Für Firmen besteht die Möglichkeit, in Yang Pu Hallenflächen anzumieten oder Land zu pachten, um darauf eigene Fabrikgebäude zu errichten.
Daneben gibt es noch eine ganze Reihe an weiteren bürokratischen und regulatorischen Erleichterungen, welche die gesamte Insel Hainan für Investitionen aus dem Ausland attraktiver machen sollen, sowie dabei helfen, Infrastruktur und Innovationen zu entwickeln.