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5.2.2021 - Anna Kehl

Wissenschaft persönlich: 7 kluge Köpfe aus Luft- und Raumfahrt

Luft- und Raumfahrt

Weltraumforschung in Bremen

Mann mit Raumfahrthelm und Spiegelung eines Flugzeugs in einer gläsernen Wand.
© WFB

Bremen beheimatet Spitzenforschung aus verschiedensten Gebieten, zahlreiche schlaue Köpfe prägen die Forschungslandschaft. In dieser Reihe stellen wir monatlich ein Innovationscluster vor. Den Auftakt machen sieben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Luft- und Raumfahrt.

Geballte Kompetenz aus Bremen: Durch das weit verzweigte Netzwerk aus Forschungseinrichtungen gilt die Hansestadt als erstklassiger Standort für Wissenschaft und Technologie. Dabei forschen kluge Köpfe in Bremen abseits vom Elfenbeinturm, denn Wissenschaft und Wirtschaft sind eng miteinander verbunden. Wer sind die Expertinnen und Experten, die an zukunftsweisenden Themen und Technologien arbeiten?

Im ersten Teil dieser Serie geht es hoch hinaus: ins Weltall, zur internationalen Raumstation ISS, zu schwarzen Löchern und weit entfernten Galaxien. Bremen ist Raumfahrtstadt und zugleich eines der führenden Zentren der Luftfahrtindustrie in Europa. 140 Unternehmen und 20 Institute beschäftigen hier rund 12.000 Menschen und erwirtschaften einen Jahresumsatz von über vier Milliarden Euro. Industriegrößen wie Airbus und OHB ergänzen das Innovationscluster gleichermaßen wie namhafte Forschungseinrichtungen. Wir stellen euch sieben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Luft- und Raumfahrt vor: wie sie zu ihrem Beruf kamen, woran sie forschen und was sie an Bremen schätzen.

Wissenschaft mit Anziehungskraft

1. Christian Eigenbrod

Ein Mann in blauem Hemd und Jeans steht lächelnd mit verschränkten Armen an eine Säule mit dem Schriftzug "ZARM" gelehnt. Im Hintergrund eine große Halle mit technischer Ausrüstung auf Tischen und Rollwägen..
© WFB / Jonas Ginter

… ist wissenschaftlich-technischer Leiter am Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM) der Universität Bremen. Nach seiner Diplomarbeit über motorische Verbrennung stand für den gebürtigen Düsseldorfer fest: Sein Weg führt in die Autoindustrie nach Süddeutschland. An einer Universität zu arbeiten, konnte er sich zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht vorstellen. Doch dann erfährt Eigenbrod vom Projekt Fallturm in Bremen: Ein 146 Meter hoher Turm soll der Gravitationsforschung dienen. Heute ist der Fallturm der einzige seiner Art in ganz Europa. „Die damalige Entscheidung der Universität und des Landes Bremen für ein Institut für Mikrogravitationsforschung erstaunt mich heute viel mehr als damals. So etwas gab es schließlich nirgends auf der Welt und die Raumfahrt-Community fand die Idee, Schwerelosigkeitsexperimente auf der Erde durchzuführen, zunächst absurd“, sagt der Wissenschaftler rückblickend. Zum kompletten Interview geht es hier.

Unter dem Sternenhimmel: Galaxien, schwarze Löcher und eine zerbrechliche Erde

2. Dr. Eva Hackmann

Wissenschaft Persönlich: Dr. Eva Hackmann vom ZARM
Wissenschaft persönlich: Dr. Eva Hackmann vom ZARM © WFB/Jonas Ginter

… leitet die Arbeitsgruppe Gravitationstheorie am Zentrum für Angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM) der Universität Bremen. Hätte die Wissenschaftlerin einen Stand auf dem Bremer Freimarkt, dem größten Volksfest in Norddeutschland, würde sie dort Galaxien, schwarze Löcher und Neutronensterne ausstellen. Wer sich von den schwarzen Löchern entfernt, bekommt eine grauhaarige Perücke – diese Teilnehmenden würden schließlich schneller altern. In ihrem üblichen Arbeitsumfeld verwendet Hackmann jedoch am liebsten Papier und Bleistift, um verschiedene Ansätze und kluge Einfälle festzuhalten. Warum sie insbesondere die Zusammenarbeit bei Forschungsvorhaben schätzt, verrät die Wissenschaftlerin im Interview.

3. Andreas Vogel

Andreas Vogel, Leiter des Olbers-Planetariums Bremen
Andreas Vogel, Leiter des Olbers-Planetariums Bremen © WFB/Jonas Ginter

… begeistert Jung und Alt für Wissenschaft und Technik unter dem Sternenhimmel des Olbers-Planetarium Bremen. Wenn hier das Licht ausgeht und die Sterne am Himmelszelt erstrahlen, verändert sich der Blickwinkel auf unseren Planeten: „Meine Kollegen und ich versuchen die Erde als das darzustellen was sie ist: eine kleine, sehr zerbrechliche Welt mit begrenzten Ressourcen“, fasst der Leiter des Planetariums zusammen. Sein Traum für Bremen: eine raumfahrtbezogene Ausstellung samt modernem Planetarium. Hier geht es zum Interview.

Den Klimawandel im Blick: Lebt der Mensch der Zukunft auf dem Mars?

4. Dr. Anja Frost

Dr. Anja Frost vor einem Modell des TerraSAR-X-Satelliten
Dr. Anja Frost vor einem Modell des TerraSAR-X-Satelliten © WFB/Jonas Ginter

… ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Eiswächterin am Institut für Methodik der Fernerkundung (IMF) des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR): Mithilfe von Satelliten beobachtet sie Eisdrift aus dem Weltall. Welche Bedeutung steht dahinter? „Unsere Satellitenaufnahmen geben uns ein Bild von der Beschaffenheit des Meereises in hohen geografischen Breiten, wo kaum ein Mensch vorbeikommt. Langfristig helfen die Aufnahmen, Folgen des Klimawandels aufzuzeigen. Die Arktis reagiert sensibel wie kaum eine andere Region der Erde auf Veränderungen im Klima. Der Klimawandel tritt hier also besonders deutlich zutage. Daher lohnt es sich, das Meereis im Auge zu behalten“, erklärt Frost. Mit zentimetergenauen Signalen von einem 500 Kilometer entfernten Satelliten zu arbeiten, fasziniert sie jeden Tag aufs Neue. Hier geht es zum Interview.

5. Daniel Pika

Daniel Pika von der ArianeGroup
Daniel Pika von der ArianeGroup © WFB/Jonas Ginter

… studierte Maschinenbau und Verfahrenstechnik in seiner Heimatstadt Zürich, bevor er nach Bremen kam. Als Raumfahrtstandort weckte die Hansestadt sein Interesse. Seit 2016 ist der Zürcher für die ArianeGroup im Einsatz und arbeitet bei der Entwicklung, dem Bau und Testen der Antriebseinheit für die Raumfähre Orion-MPCV mit. Über die gesellschaftliche Relevanz seiner Arbeit sagt Pika: „Im Vordergrund steht das Ziel, die Menschheit in die Fernen des Alls weit über den Mond hinaus und bis zum Mars bringen zu können. Groß erscheint zwar die Aussage ‚die Menschheit zu einer multiplanetaren Spezies werden zu lassen‘, jedoch geht es bei diesem Projekt genau darum.“ Hier geht es zum Interview.

Von Treibstofftanks und Raumfahrtantrieben

6. Ralf Schleith

Ralf Schleith
Wissenschaft persönlich: Ralf Schleith © WFB/Jonas Ginter

… arbeitet als Head of Competence Center Metall bei MT Aerospace in Bremen. Hier entstanden zuletzt die Treibstofftanks für die Oberstufe der neuen Ariane 6-Rakete. Das Trägermodell soll Deutschland und Europa den unabhängigen Zugang ins All sichern – und das ganze 40 Prozent günstiger als sein Vorgänger. Im Januar 2021 trat die neue Oberstufe per Schiff ihren Weg zum Testzentrum des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) an, 2022 soll sie starten. Hinter dem Erfolg des Wissenschaftlers steht neben der Leidenschaft für die eigene Arbeit auch seine Familie, wie er im Interview verrät.

7. Prof. Dr. Ing. Uwe Apel

Prof. Dr. Ing. Uwe Apel vom Institut für Aerospace Technologie (IAT)
Prof. Dr. Ing. Uwe Apel vom Institut für Aerospace Technologie (IAT) © WFB / Jonas Ginter

… ist Studiengangsleiter Luft- und Raumfahrttechnik / Aerospace Technologies an der Hochschule Bremen und stellvertretender Leiter des Instituts für Aerospace Technologie (IAT). Nach seiner Promotion in Berlin war Apel zunächst für die ERNO Raumfahrttechnik in Bremen tätig – heute bekannt als ArianeGroup. „Da Bremen ein interessantes Umfeld für die Luft- und Raumfahrt und viel Lebensqualität bietet, bin ich hier ‚hängengeblieben‘“, resümiert der Wissenschaftler. Er forscht an Raumfahrtantrieben und Flugrobotern sowie elektrischen Antrieben für ultraleichte Flugsysteme. Apels liebstes Forschungsinstrument ist dabei die Werkstatt: „Denn das, was ich aus meiner Forschung direkt in praktische Anwendung umsetzen kann, macht mir am meisten Spaß“, sagt er. Zum Interview geht es hier

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