Warum geistiges Eigentum das wahre Kapital eines Unternehmens ist
WissenschaftIm Interview mit Patentanwalt Holger Veenhuis
Die Kanzlei Eisenführ Speiser in der Bremer Überseestadt ist die größte ihrer Art in Norddeutschland. Sie vertritt ihre Mandanten in allen Bereichen des gewerblichen Rechtsschutzes. Innovation wird bei Eisenführ Speiser gelebt. So war sie im Jahr 2000 die erste Kanzlei Europas, die eine Online-Patentanmeldung beim Europäischen Patentamt einreichte, seit 2011 arbeitet man hier mit elektronischer Aktenführung. 1966 in Bremen gegründet, sind heute an den vier Standorten Bremen, München, Berlin und Hamburg mehr als 250 Mitarbeiter und über 45 Patent- und Rechtsanwälte tätig. Einer von ihnen ist Patentanwalt Dipl.-Phys. Dr. rer. nat. Holger Veenhuis (46), Partner der Kanzlei. Mit ihm sprachen wir über geistiges Eigentum, Innovationspotenzial und Überzeugungskraft.
Patente, Marken, Urheberrecht. Welchen Stellenwert hat geistiges Eigentum für ein Unternehmen?
Holger Veenhuis: Ob Gründer oder gestandene Firma, für Unternehmen ist geistiges Eigentum ein immenser Wertgegenstand. Eine unserer Hauptaufgaben ist es, dieses geistige Eigentum zu schützen. Bei Ausgründungen aus den Universitäten und wissenschaftlichen Instituten ist es wichtig, dass die Ideen nicht bereits publiziert worden sind, da sie sonst nicht mehr patentiert werden können. Zudem ist jede Ausgründung ein Minenfeld. Da gilt es genauestens zu recherchieren, ob die eigene Idee bereits durch andere geschützt ist. Ein entsprechendes Bewusstsein und Patentwissen an den Universitäten und wissenschaftlichen Instituten sind daher extrem wichtig.
Schützen sich Gründer zu wenig? Wie können Sie Unternehmen zur Seite stehen?
Veenhuis: Gründer sollten von Anfang an sensibel sein, was den Wert ihrer Idee oder den der aufzubauenden Marke betrifft. Wir geben daher den ganz klaren Rat zur Vorab-Recherche, bevor das Kind teuer in den Brunnen fällt. Vieles kann man auch selber kostengünstig im Vorfeld abstecken. Wir stehen Unternehmen nicht nur durch juristisches Know-how, sondern auch durch Fachwissen in vielen naturwissenschaftlichen/technischen Bereichen wie Physik, Elektrotechnik, Maschinenbau oder Chemie zur Seite. Um als Patentanwalt tätig werden zu können, ist ein naturwissenschaftliches/technisches Studium Voraussetzung. Wir sind also mit technischer Materie und Innovationen in vielen Branchen vertraut und kennen die rechtlichen Möglichkeiten, um unsere Mandanten optimal beraten und vertreten zu können.
In Bremen gibt es viele kluge Köpfe, hier ist eine der wirtschaftsstärksten Regionen Deutschlands zu finden.
Holger Veenhuis, Patentanwalt
In den Statistiken taucht Bremen auf den hinteren Rängen auf. Wie steht es hier um die Innovationskraft?
Veenhuis: Wir bekommen jeden Tag Anfragen in der Kanzlei und können sagen, dass der Erfindergeist nach wie vor hoch ist. Auch in Bremen. Die Statistiken verfälschen das Bild. Der Eindruck, dass Bremen beim Innovationspotenzial nicht eine der führenden Städte ist, täuscht.
Woher kommt diese Täuschung?
Veenhuis: Patente werden dort angemeldet, wo der Sitz des Unternehmens ist, nicht aber dort, wo die Erfinder wirken. Und so verschwinden Bremer Ideen in der Statistik beispielsweise in Bayern und Baden-Württemberg, weil die Unternehmen und wissenschaftlichen Institute dort oder in anderen Teilen Deutschlands ihren Hauptsitz gemeldet haben. In Bremen gibt es viele kluge Köpfe, hier ist eine der wirtschaftsstärksten Regionen Deutschlands zu finden. Das kann man ruhig auch mal sagen.
Ist Bremen besser als sein Ruf?
Veenhuis: Definitiv. Und es würde Bremen gut zu Gesicht stehen, an der Wahrnehmung zu schrauben. Die Stadt darf selbstbewusst auftreten. Hier gibt es exzellente Ausbildungsmöglichkeiten bei guten Perspektiven, gerade auch in den technischen Studiengängen. Zudem hat der Standort ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und eine tolle Kulturszene. Bremen ist attraktiv.
Woran könnte man Ihrer Meinung nach noch feilen?
Veenhuis: Ich denke, es könnte nicht schaden, alle Akteure noch mehr und besser zu vernetzen, um eine stärkere Gründerszene zu etablieren. In Bremen gibt es viele renommierte Institute, fortschrittliche Unternehmen und bereits Bemühungen für einen guten Transfer von der Wissenschaft in die Wirtschaft. Hier könnte man ansetzen und dafür sorgen, dass sich beides noch mehr befruchtet. Es gibt viel Potenzial in den unterschiedlichsten Branchen wie, Medizintechnik, Windenergie oder Luft- und Raumfahrttechnik. Wenn man die unterschiedlichen Bereiche zusammenbringt, dann profitiert auch der Standort Bremen.
Könnten Sie sich als Kanzlei vorstellen, hier eine führende Rolle zu übernehmen?
Veenhuis: Wir sind durchaus Motor und bringen auch potenzielle Partner zusammen. Wir laden regelmäßig Unternehmen zu Veranstaltungen ein, bei denen unterschiedliche Akteure miteinander ins Gespräch kommen. Aber ein großes, übergeordnetes Forum könnte hier sicherlich noch mehr bewegen.
Vielen Dank für das Gespräch.
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