Auf dem Stundenplan in Bremen: Luft- und Raumfahrt – das fliegende Klassenzimmer 2.0
Luft- und RaumfahrtDas fliegende Klassenzimmer 2.0
Auf dem Stundenplan: Die Erkundung des Alls und die Faszination Fliegen. An zwei Gymnasien in Bremen lernen Schüler im Oberstufenprofil seit 2006 Mathematik und Physik, Wirtschaft und Englisch unter dem besonderen Aspekt „Luft- und Raumfahrt“. Eine „himmelhohe“ Erfolgsgeschichte.
Ein schwarzer Zylinder von der Größe einer Konservendose, darin ein bisschen Elektronik und drei Sensoren, die an dünnen Drähten baumeln: Mit Konzentration und Begeisterung arbeiten Vincent, Niklas, Lennart, Tim und Jan an einem Mini-Satelliten. Die fünf 15- bis 17-Jährigen sowie knapp zwei Dutzend weiterer Jugendlicher sind Oberstufenschüler am Gymnasium Bremen-Vegesack. Dort und am Ökumenischen Gymnasium Bremen werden die Fächer Mathe, Physik, Wirtschaft und Englisch speziell mit dem Profil „Luft- und Raumfahrt“ und damit in einer deutschlandweit einzigartigen Ausrichtung angeboten. „Selbst wenn ich später nicht Ingenieur werde, habe ich eine Menge erfahren“, ist Tim überzeugt.
Bremen ist eine Luft- und Raumfahrtstadt: Rund 100 Unternehmen mit mehr als 12.000 Beschäftigten produzieren in der Region wesentliche Teile für die Airbus-Flugzeugflotte und für die europäische Trägerrakete Ariane. Satelliten jeder Art werden hier ebenso gebaut wie die Versorgungseinheit für die nächste bemannte Mondmission der NASA. Begleitet werden diese Aktivitäten von einem breiten wissenschaftlichen Forschungs- und Ausbildungsangebot.
Wenn wir rechtzeitig Jugendliche für das Thema Luft- und Raumfahrt begeistern, können wir sie für ein Studium in diesem Bereich gewinnen.
Peter Haase, Schulleiter Gymnasium Vegesack
Viele nehmen hinterher ein Ingenieursstudium auf
Seit 2006 wird das Profil „Luft- und Raumfahrt“ in Vegesack angeboten. Die Initiative ging vom Institut für Aerospace-Technologie an der Hochschule Bremen aus. Seitdem haben mehr als 200 Schülerinnen und Schüler ihr Abitur mit diesem Schwerpunkt bestanden. „Viele unserer Schüler haben sich anschließend für ein Ingenieurstudium entschieden, auch wenn es nicht unbedingt Luft- und Raumfahrt war“, sagt Haase. Das Oberstufenprofil ist angesehen: Die Deutsche Telekom Stiftung hat die beiden Raumfahrtschulen in ihr Programm Junior-Ingenieur-Akademie aufgenommen; Unterstützung kommt auch von der Robert-Bosch-Stiftung. Und die Zahl der erfolgreichen Bremer Teilnehmer am Bundeswettbewerb „Jugend forscht“ steigt kontinuierlich an – gerade erst hat das Vegesacker Gymnasium im Regionalwettbewerb den Schulpreis für ihr naturwissenschaftliches Engagement gewonnen. Auch Arbeitgeber wie Airbus oder OHB (Orbitale Hochtechnologie Bremen) unterstützen die Initiative. Sie möchten Nachwuchskräfte aus der Region schon frühzeitig für das Thema Luft- und Raumfahrt gewinnen und sie an ihr Unternehmen binden.
Vincent, Niklas, Lennart, Tim und Jan sind in der elften Klasse und damit im zweiten Profiljahr. „Wir haben hier so tolle Möglichkeiten, allein dafür lohnt sich das“, schwärmt Tim. Segelfliegen, Vorlesungen in der Hochschule und Besuche bei Airbus oder beim Satellitenbauer OHB stehen auf dem Stundenplan. „Das hat natürlich auch seinen Preis“, sagt Jan. „Wir müssen ganz schön viel lernen und Zeit investieren.“ Wenn sie Airbus besuchen, während die anderen Schüler Deutsch oder Bio haben, muss der Stoff nachgearbeitet werden. „Einen Bonus gibt es nicht“, betont Lennart.
Das Gelernte in die Praxis umsetzen
Die Vegesacker Gymnasiasten beschäftigten sich einerseits mit denselben Inhalten wie alle anderen Oberstufen-Schüler. Andererseits nähern sie sich dem Stoff stets unter dem besonderen Blickwinkel Luft- und Raumfahrt. „Es ist einfach viel spannender, wenn man sieht, wofür das Gelernte genutzt werden kann“, meint Niklas. Newtons Gesetze über die Trägheit oder über Wirkung und Gegenwirkung in der Theorie zu behandeln, ist das eine. Newtons Gesetzen mit Hilfe einer selbst gebauten Wasserrakete in der Praxis zu begegnen, ist das andere. Doch die Schüler sind nicht nur mit Begeisterung dabei, weil sie Aufregendes erleben:
Durch die Firmenbesuche bekommen wir auch Einblicke in die Arbeitswelt, das hilft später auf jeden Fall bei der Berufsentscheidung.
Vincent, Schüler am Gymnasium Vegesack
Mathe und Physik sind für Vincent und seine Mitschüler die Pflicht-Leistungskurse. Zusammen mit den Pflicht-Grundfächern Wirtschaft und Englisch verbringen die Schüler dieses Profils insgesamt 16 Wochenstunden miteinander: „Das ist schon fast wie ein Klassenverband und öffnet den Weg zum fächerübergreifenden Arbeiten“, betont Haase. Die Kombination zweier mathematisch-naturwissenschaftlicher Fächer mit einer Fremdsprache und dem Thema Wirtschaft hat eine einfache Begründung: „Englisch ist die vorherrschende Sprache in der Luft- und Raumfahrt“, erläutert der Schulleiter. „Und mit dem Thema Wirtschaft lernen die Schüler auch ökonomische Grundlagen aus dem Bereich.“
Nur ein Mädchen dabei
Das Thema Luft- und Raumfahrt ist eines, das so manche Schule interessiert: Einzelne Technische Gymnasien haben Luft- und Raumfahrt auch auf dem Lehrplan stehen – aber oft nur mit zwei Wochenstunden. „Andere bieten Arbeitsgemeinschaften an, die sich nach Schulschluss mit dem Thema befassen“, erklärt Tim. Keine andere Schule bundesweit beschäftigt sich so intensiv mit dem Thema wie die beiden Gymnasien in Bremen. Möglicherweise nehmen aber woanders mehr Mädchen teil: „Das ist in unserem Profil leider nicht so, mittlerweile ist nur noch ein Mädchen mit dabei“, bedauert einer der Bremer Jungs. Doch es tröstet die Jugendlichen, dass ihr Profil an der Schule hoch angesehen ist: „Jeder weiß: wir sind keine Nerds.“
Mehr Informationen zum Oberstufenprofil "Luft- und Raumfahrt" gibt es unter: www.luft-und-raumfahrt-vegesack.de
Pressekontakt: Peter Haase, Oberstudiendirektor, Gymnasium Vegesack, Tel. 0421 – 361 73 05, info@luft-und-raumfahrt-vegesack.de
Informationen zum Luft- und Raumfahrtstandort Bremen finden Sie hier.
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