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17.3.2016 - Thomas Joppig

Studierende aus 106 Ländern an der Jacobs University Bremen: Gemeinschaft ohne Grenzen

Internationales

Gemeinschaft ohne Grenzen

Seit 15 Jahren ist die Bremer Jacobs University ein Anziehungspunkt für junge Talente aus aller Welt. Die Gemeinschaft zwischen den Studenten aus 106 Ländern trägt zum Studienerfolg bei. Die Absolventen sind in der Wirtschaft begehrte Fachkräfte.

Antonius Hegyes studiert Informatik an der Jacobs University Bremen.
Antonius Hegyes studiert Informatik an der Jacobs University Bremen. Er ist in so vielen Projekten aktiv, dass er bereits vom Deutschen Akademischen Austauschdienst für sein soziales Engagement ausgezeichnet wurde © Thomas Joppig

Wenn Antonius Hegyes von sich erzählt, glaubt man kaum, dass er erst Anfang 20 ist. Seit vier Semestern studiert der Rumäne Informatik an der Jacobs University in Bremen. Parallel leitet er die Öffentlichkeitsarbeit von Aspire Romania, einer Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Führungsnachwuchs aus verschiedenen Ländern zusammenzubringen. Er gibt sein IT-Wissen an Studenten in den ersten Semestern weiter, engagiert sich in den Uni-Gruppen von Amnesty International und der Rotary-Jugendorganisation Rotaract und hat auf dem Campus seiner Uni außerdem bereits diverse Events mitorganisiert – von einer Blutspendeaktion bis hin zu einem Programmierwettbewerb. Der Deutsche Akademische Austauschdienst hat ihn bereits für sein soziales Engagement ausgezeichnet.

Es macht mir einfach Spaß, mich mit dem, was ich kann, für etwas Sinnvolles einzusetzen.


Antonius Hegyes, Student an der Jacobs University

„Und umgekehrt spürt man hier auch, dass es den Dozenten Spaß macht, ihr Wissen weiterzugeben und dass sie wirklich Leidenschaft für ihre Themen haben.“ Ruhig, selbstsicher und freundlich erzählt er von seinen Aktivitäten. Mit seinen Erfolgen anzugeben – das hat er nicht nötig, und es wäre an einer Uni wie dieser wohl auch ziemlich fehl am Platz. Denn außergewöhnliche Talente gibt es auf diesem Campus viele. Seit 15 Jahren zieht die englischsprachige Privatuni Studenten aus aller Welt an. Der Campus, ein ehemaliges Kasernen-Areal im nordbremischen Grohn, ist weitläufig und gleicht doch einem internationalen Dorf, denn die 1.200 Studenten wohnen in kleinen Apartments auf dem Gelände.


Studenten unterschiedlichster Herkunft

Das Badezimmer teilt sich Tony mit einem Kommilitonen aus Indien, sein privates Reich umfasst nur wenige funktional eingerichtete Quadratmeter mit Bett, Wäscheständer und Schreibtisch. Tony genügt das, denn viel Zeit verbringt er hier ohnehin nicht. Zu vielfältig ist das Leben auf dem Campus. Nicht nur die Kurse und Vorlesungen, sondern auch die Freizeitaktivitäten. Egal, ob gemeinsame Fernseh- oder DVD-Abende, Sport oder Kochabende mit Gerichten aus den Heimatländern der Studenten. „Allein bleiben braucht hier wirklich niemand“, sagt Tony, der neben Freunden aus unterschiedlichen Ländern auch seine Freundin auf dem Campus kennengelernt hat. Viel gefeiert wird an der Uni ebenfalls – schon allein deshalb, weil die Studenten die Feste ihrer Heimat mit ihren Kommilitonen teilen: Vom amerikanischen Thanksgiving bis zum hinduistischen Lichterfest Diwali.

Die gelebte Internationalität sei zugleich Teil der Lernkonzepts sagt Uni-Geschäftsführer Professor Michael Hülsmann: „Wir sehen uns als Ort der Völkerverständigung – gerade in einer Zeit, in der im Zuge der Flüchtlingskrise viel über kulturelle Unterschiede geredet wird. Der Alltag auf unserem Campus zeigt eines ganz deutlich: Menschen verschiedenster Herkunft können friedlich miteinander leben und ihre Unterschiedlichkeit als Bereicherung erleben.“ Unterschiedlich sind an der Jacobs University nicht nur die Herkunftsländer der Studenten, sondern auch ihr wirtschaftlicher Hintergrund:

Bei uns treffen Studenten aus wohlhabenden US-amerikanischen Familien auf Kommilitonen, die in einer Hütte in Nepal aufgewachsen sind.



Professor Michael Hülsmann, Managing Director and Member of the Executive Board

Stipendienprogramme sorgen dafür, dass der Zugang zum Studium nicht an mangelnden finanziellen Möglichkeiten der Eltern scheitert. Drei von vier Studenten stammen aus Familien, die die jährlichen Studiengebühren von 20.000 Euro gar nicht oder nur teilweise aufbringen können. Auch Antonius Hegyes bekommt ein Stipendium.


Ein Professor für 15 Studenten

Im Herbst 2001 nahm die Privatuni ihren Betrieb auf. Sie wurde unter dem Namen International University Bremen gegründet – mit Unterstützung des Landes Bremen, der Uni Bremen, der Rice University in Houston/Texas und diverser Privat- und Firmenspenden. 2006 sicherte der Bremer Unternehmer Klaus J. Jacobs mit einer Spende von 200 Millionen Euro den Fortbestand der Universität, die daraufhin in Jacobs University umbenannt wurde. Die Betreuung der Studenten ist intensiv: Auf 15 Studierende kommt ein Professor – ein Verhältnis, von dem staatliche Hochschulen nur träumen können. Entsprechend kostspielig ist der Betrieb.

Wirtschaftlich stand die Uni auch trotz ihres internationalen Renommees immer wieder vor großen Herausforderungen. Umso wichtiger sei für die Uni gewesen, eine effektive Organisationsstruktur und klare inhaltliche Schwerpunkten herauszubilden, sagt Hülsmann und zeigt sich zuversichtlich:

Wir haben die experimentierfreudige Phase der Anfangsjahre hinter uns gelassen und sind nun dabei, uns wirtschaftlich nachhaltig aufzustellen.



Professor Michael Hülsmann, Managing Director and Member of the Executive Boar

Tonys Zukunft könnte einen Job in einem großen IT-Konzern mit sich bringen. Das wäre schon etwas für ihn, wie er sagt. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. „Im vergangenen Jahr wurden zum Beispiel 60 Prozent unserer Informatik-Absolventen von Microsoft übernommen“, erzählt Uni-Geschäftsführer Hülsmann. Tony interessiert sich besonders für Web-Applikationen, also für onlinebasierte Programme, die man nutzen kann, ohne entsprechende Software auf dem eigenen Rechner zu installieren. „Ich glaube, dass dieser Bereich in den nächsten Jahren noch enorm wachsen wird, weil der Trend immer mehr zum mobilen Arbeiten geht.“ Auch Fragen rund um das Thema Künstliche Intelligenz findet er spannend.

Am liebsten arbeitet Tony in C#, sprich C-Sharp, einer von Microsoft entwickelten Programmiersprache – in dieser Hinsicht würde er also schon mal zum IT-Riesen passen. „Aber ich denke, wichtiger als die Programmiersprache sind die Programmierkenntnisse und letztlich die Haltung, mit der man an Aufgaben herangeht“, sagt er. „Ich glaube, die großen IT-Unternehmen wollen nicht, dass man ihnen auf Zuruf etwas programmiert. Sie holen sich lieber Software-Ingenieure an Bord, die kreativ und kompetent genug sind, um selbstständig überzeugende IT-Lösungen zu entwickeln.“


Jede Zulassung gilt für die gesamte Uni

Wer an der Jacobs University studieren will, braucht nicht nur sehr gute Zeugnisnoten und Empfehlungsschreiben. „Uns ist es wichtig, dass unsere Studierenden in der Lage sind, ihr Wissen in einen größeren Zusammenhang zu stellen. Deshalb achten wir im Auswahlverfahren zum Beispiel auch darauf, ob sich die Bewerber nebenbei sozial engagieren und bereits im Bewerbungsessay deutlich machen, dass sie über den Tellerrand schauen können“, sagt Hülsmann.

Gemeinschaft ohne Grenzen + Graduation Jacobs University Bremen 2017
Der traditionelle Hütewurf darf bei keiner Graduation an der Jacobs University fehlen © Jacobs University Bremen

Er bezeichnet die Universität gern als Gemeinschaft ohne Grenzen – und das nicht nur wegen ihrer Internationalität, sondern auch, weil hier keine starren Grenzen zwischen den Fachbereichen gezogen werden. Es gibt drei weitgefasste und miteinander vernetzte Bereiche namens Mobilität, Gesundheit und Vielfalt. Informatik gehört beispielsweise zum Themenbereich Mobilität, denn der umfasst die Mobilität von Menschen, Gütern und Informationen. Eine weitere Besonderheit: Jede Zulassung gilt erst einmal für die gesamte Uni. Den eigenen Fokus kreisen die Studenten erst nach und nach immer genauer ein: Innerhalb der ersten ein bis zwei Wochen können sie noch einen anderen Themenbereich wählen und innerhalb der ersten zwei Semester legen sie sich dann auf die Fachgebiete innerhalb ihres Schwerpunkts fest.


Nepalesische Mutter bedankte sich bei den Professoren

Kurse und Vorlesungen aus diesem Bereich machen jedoch nur zwei Drittel des Studiums aus, in dem übrigen Drittel geht es um übergreifendes Lernen: „Egal, wo jemand später arbeitet: Wir gehen davon aus, dass er drei Dinge auf jeden Fall braucht: IT-Wissen, wirtschaftliches Denken und Sozialkompetenz“, sagt Hülsmann. „Bei uns lernt deshalb jeder in Grundzügen, wie man programmiert und wie eine vernünftige Buchhaltung aussieht. Und in Ethikkursen werden unsere Studierenden für soziale Fragestellungen sensibilisiert.“

Viele Studenten kommen aus Entwicklungsländern. Die Stipendienprogramme eröffnen ihnen Berufsperspektiven, die ihnen sonst verschlossen geblieben wären. In der Arbeit erleben Michael Hülsmann und seine Kollegen immer wieder faszinierende Entwicklungen und erfahren viel Dankbarkeit: „Ein junger Student, der hier nur mit T-Shirt, Shorts und Schlappen ankam, wurde unser erster Logistik-Absolvent“, erzählt er. „In Erinnerung bleiben wird mir auch eine Mutter aus Nepal, die all ihre Ersparnisse zusammengekratzt hatte, um zu ihrer Tochter nach Bremen zu fliegen und den Professoren zu danken. Wenn man solche Dinge erlebt, dann zweifelt man nicht daran, dass man den richtigen Beruf am richtigen Ort ausübt.“


Stand Juni 2017


Mehr Informationen über die Jacobs University gibt es unter www.jacobs-university.de

Pressekontakt: Pressestelle der Jacobs University Bremen gGmbH, Tel. 0421 200-4504, media@jacobs-university.de


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Foto 1: Antonius Hegyes studiert Informatik an der Jacobs University Bremen. Er ist in so vielen Projekten aktiv, dass er bereits vom Deutschen Akademischen Austauschdienst für sein soziales Engagement ausgezeichnet wurde. © Thomas Joppig

Foto 2: Der traditionelle Hütewurf darf bei keiner Graduation an der Jacobs University fehlen © Jacobs University Bremen


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