BeamNG.drive - Erfolgreiches Computerspiel aus Bremen
KreativwirtschaftDie Physik hinter dem Stunt erkunden
Qualmende Reifen, holprige Downhill-Fahrten, zerknautschte Motorhauben und spektakuläre Stunts: Das junge Bremer Unternehmen BeamNG hat ein Computerspiel entwickelt, bei dem all das dank physikalischer Berechnungen verblüffend echt aussieht. Die Fangemeinde des Games BeamNG.drive ist inzwischen ebenso international wie das Team hinter dem Erfolg. Doch Action ist hier kein Selbstzweck. Inzwischen hat das Konzept hinter dem Spiel sogar das Interesse der Auto- und der Filmindustrie geweckt.
Thomas Fischer hat einen Blick für Details. Das war schon früher so, wenn ein Computerspiel auf seinem Rechner lief. Sobald Autos seltsam glatt über holprige Pisten fuhren oder bei Kollisionen pixelige Metallfetzen durch die Luft flogen, dachte er darüber nach, wie man solche Szenen authentischer darstellen kann. In einem Open-Source-Projekt fand der damalige Informatik-Student Gleichgesinnte. Das gemeinsame Ziel: Ein Rennspiel programmieren, das Fahrbewegungen und Crashs möglich realitätsnah simuliert. Zusammen mit drei Mitstreitern veröffentlichte er im Mai 2012 ein erstes Video auf YouTube. Der Clip wurde buchstäblich über Nacht zum viralen Erfolg, binnen 24 Stunden hatten ihn sich bereits knapp eine Million Menschen angeschaut. „Das war unser Durchbruch“, erinnert sich Fischer.
Beängstigend authentische Simulationen
Heute hat BeamNG 34 Mitarbeiter, 13 von ihnen arbeiten in Bremen, die übrigen in den USA, Australien und Griechenland. Für Teamkonferenzen verbinden sie sich via Skype. Das Spiel hat längst Verkaufszahlen in sechsstelliger Höhe erreicht. Große Gameportale loben die authentische Optik, auch die BBC nannte die Simulationen bereits „beängstigend akkurat“. Wenn ein Auto im Spiel über eine ruckelige Piste fährt, sieht man wie die Reifen bei jedem Aufsetzen nachgeben und die Karosserie in eine federnde Bewegung bringen. Wird die Motorhaube zerdrückt, baumelt so manches Metallteil am Autowrack.
Teamwork zwischen Spezialisten
Bei BeamNG.drive können sich die Spieler in Situationen manövrieren, die im realen Leben für Panik sorgen würden. Da rasen Sportwagen in Trucks, überschlagen sich Busse auf der Fahrbahn oder stürzen einen Abhang hinunter. Hinter den chaotischen Szenen auf dem Bildschirm steckt präzise Planung: Das Startup-Unternehmen setzt bei der Spielentwicklung auf Teamwork von Spezialisten für verschiedene Bereiche. Auf Grafiker, die jedes Schaufenster akkurat gestalten, an dem die Autos vorbeibrausen. Auf 3D-Spezialisten, die sich um die plastischen Effekte kümmern. Und auf Developer, die vor allem an der Struktur des Spiels arbeiten. Auch ein Kfz-Ingenieur ist Teil des Teams und bringt seine Kenntnisse aus dem Fahrzeugbau mit ein. Seinen Sitz hat das Unternehmen im BITZ, dem Bremer Innovations- und Technologiezentrum im Technologiepark. Fischer und seine Mitarbeiter fühlen sich hier wohl. Sie schätzen die kurzen Wege zu anderen IT-Unternehmen und die Nähe zur Uni Bremen: „Wir haben regelmäßig Informatik-Studenten im Haus, die nebenbei für uns arbeiten.“
Nähe zur Physik größer als zur Spieleindustrie
Action ist für Fischer kein Selbstzweck, der BeamNG-Geschäftsführer sieht sein Unternehmen nicht als reinen Spieleentwickler. „Wir sind eher in der Physik beheimatet als in der Spieleindustrie“, sagt der 33-Jährige. Denn was im Programm passiert, beruht nicht bloß auf der Fantasie des Teams. Die Software berechnet auf Basis physikalischer Gesetze, wie welcher Teil des Autos auf äußere Einflüsse reagiert. Ein Klick, und schon werden auf dem Bildschirm grüne Verbindungslinien an einem Pick-up sichtbar. „Diese Linien verbinden die einzelnen Massepunkte miteinander“, erklärt Fischer. Materialeigenschaften wie Gewicht und Festigkeit sind an diesen Punkten genau definiert. „Dadurch kann die Software selbstständig berechnen, welche Bauteile bei einem Crash besonders stark verformt werden.“
Einsatz in der Automobil- und Weltraumindustrie denkbar
Eine Software, die die Belastbarkeit von Materialien in Extremsituationen berechnet – ein solches Konzept lässt auch abseits der Gaming-Branche viele Spielräume für physikalische Simulationen. „Darin sehen wir unser zukünftiges Hauptgeschäftsfeld“, sagt Fischer. Erste Interessenten aus der Automobilbranche gebe es bereits. Doch auch mit Blick auf Weltraumtechnologie könnte die Software hilfreich sein, betont er. Denn physikalische Gesetzmäßigkeiten wie etwa die Erdanziehungskraft lassen sich in der Software an- oder ausschalten.
Somit lässt sich auch simulieren, wie Materialien in der Schwerelosigkeit auf äußere Einflüsse reagieren.
Thomas Fischer, Geschäftsführer BeamNG GmbH
Daneben seien auch virtuell erzeugte Stunt-Szenen für Action-Filme denkbar, sagt Fischer. So mancher Streifen ließe sich auf diese Weise deutlich kostengünstiger gestalten, da für die entsprechenden Szenen keine echten Autos mehr zu Schrott gefahren werden müssen.
Kurzum: Das Spiel hat die Möglichkeiten der Software im Hintergrund deutlich gemacht. Nun will BeamNG damit Forscher und Unternehmen unterstützen. Übernahmeangebote aus der IT-Industrie haben Fischer und seine Mitstreiter abgelehnt. Zu spannend erscheint ihnen das, was aus ihrer Geschäftsidee noch werden kann. Schließlich hat BeamNG gerade erst buchstäblich Fahrt aufgenommen.
Mehr Informationen gibt es unter www.beamng.com
Kontakt: Thomas Fischer, Geschäftsführer BeamNG GmbH, Tel. 0421 40 89 43 90, tfischer@beamng.com
Bilddownload
Das Bildmaterial ist bei themengebundener Berichterstattung und unter Nennung des jeweils angegebenen Bildnachweises frei zum Abdruck.
Foto 1: Das Start-up BeamNG erstellt verblüffend echte Auto-Simulationen © BeamNG GmbH
Foto 2: Thomas Fischer ist Informatiker und Geschäftsführer von BeamNG © BeamNG GmbH
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