Schnittstelle für Musik und bildende Kunst
Was haben angehende Gestalter, bildende Künstler und Musiker gemein? Klar, sie machen alle etwas Kreatives, aber jeder in seinem Bereich. Doch was passiert, wenn alle über ihren Tellerrand hinausschauen und gemeinsam an Projekten arbeiten? Jede Menge Kreativität wird freigesetzt – das hofften zumindest die Verantwortlichen der Bremer Hochschule für Künste (HfK). Sie richteten deshalb im Herbst 2018 einen bundesweit einzigartigen, fächerübergreifenden Lehrstuhl ein. Ausgefüllt wird er von Raphael Sbrzesny. Er ist Professor für Kreation und Interpretation mit den Schwerpunkten Sound, Performance und Konzept. Eine seiner ersten Amtshandlungen bestand darin, einen speziellen Raum für die interdisziplinäre Zusammenarbeit einzurichten: die Interpretenkammer. „Sie ist ein Ort des Experiments für Projekte an der Schnittstelle von Musik und bildender Kunst“, sagt ihr Initiator.
Ungewöhnlich: Lehrstuhl ohne vordefinierte Auswahlkriterien
Die HfK ging bei der Besetzung einen ungewöhnlichen Weg. Sie hatte auf eine so genannte Open-Topic-Ausschreibung gesetzt. Dabei fehlen wie sonst für Lehrstühle üblich vordefinierte Auswahlkriterien. Die inhaltliche Ausgestaltung war den Bewerberinnen und Bewerbern überlassen. Einzige Vorgabe: der Lehrstuhl sollte fachübergreifend sein. Sbrzesny setzte sich schließlich unter vielen Anwärtern durch. „Wir sind sehr glücklich, dass mit Raphael Sbrzesny ein Musiker und Künstler bei uns einzieht“, so der Rektor der HfK, Roland Lambrette, beim Antrittskonzert des neuen Professors.
Der neue Professor ist interdisziplinär ausgebildet
Raphael Sbrzesny arbeitet in den Medien Performance, Video, Installation sowie Skulptur und spielt regelmäßig Konzerte. Der 1985 in Oberndorf am Neckar geborene Musiker und Künstler ist selber interdisziplinär ausgebildet. „Ich habe ursprünglich klassisches Schlagzeug studiert“, sagt er. Das tat er als Jungstudent, während er gleichzeitig noch zur Schule ging. Beim Schlagwerk blieb es nicht. „Ich habe sehr viele Sachen parallel gemacht“, erzählt er. Er studierte Neue Musik, Kammermusik, Experimentelles Musiktheater und Komposition sowie Bildende Kunst und Theorie. Die Studien führten ihn nach Stuttgart, Paris, Bern, und München. Sbrzesny wurde mit vielen renommierten Preisen und Stipendien ausgezeichnet. Zuletzt mit dem Karl-Schmidt-Rottluff Stipendium für bildende Kunst.
Zu Raphael Sbrzesnys Repertoire gehört auch Karlheinz Stockhausens „Zyklus für einen Schlagzeuger“ aus dem Jahre 1959.
© WFB/Berit Böhme