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6.4.2016 - Jann Raveling

Produktionsräume auf Zeit – bei Craftspace online mieten

Kreativwirtschaft

Drei junge Gründer helfen Kreativen, Produktionsstätten zu finden

Das Gründerteam: Christoph Lange, Til Rochow und Robert Frisinger
Das Gründerteam: Christoph Lange, Til Rochow und Robert Frisinger © Craftspace

Wie alle guten Ideen, ist die Idee von Craftspace denkbar einfach: Junge Gründer, Selbstständige und Künstler können oder wollen sich nicht immer eine eigene Werkstatt oder ein Atelier anschaffen. Auf der anderen Seite gibt es viele Handwerksbetriebe, Restaurants, Ateliers und Studios, die tage- oder stundenweise nicht ausgelastet sind. Auf der Onlineplattform Craftspace* finden beide zusammen. Und profitieren voneinander: Betreiber nehmen zusätzliches Geld ein, Kreative finden unkompliziert professionelle Arbeitsplätze.


Eine Idee, geboren in einem Imbisswagen

Entstanden ist die Idee zu Craftspace aus einer Not. Der Hamburger Unternehmensberater Til Rochow wollte sich gemeinsam mit zwei Freunden mit einem Foodtruck selbstständig machen - Holy Dogs Premium-Hot-Dogs für die Elbstadt. Während das Fahrzeug schnell gefunden und umgerüstet war, stellte ihn und seine Mitstreiter die Küche zur Vorbereitung der Speisen vor ein Problem. Der promovierte Wirtschaftswissenschaftler brauchte sie nur für 5-8 Stunden die Woche, eine lebensmittelrechtlich abgenommene Profiküche war aber viel zu teuer für die wenigen Nutzungsstunden. Also begab er sich auf die Suche nach Küchen zur Miete – und fand sie erst nach langen Telefonaten und mühsamer Internetrecherche. „Das geht auch einfacher und schneller“, dachte er sich – die Idee zu Craftspace war geboren. Mit seinen beiden Freunden aus Studienzeiten, Christoph Lange und Robert Frisinger aus Bremen, setzte er sie dann um.


Mit dem Zukunftstrend "Teilen" die eigene Zukunft gestalten

Über 100 Produktionsstätten haben sich in den ersten zwei Monaten seit Februar 2016 auf der Onlineplattform angemeldet. Ein beachtlicher Erfolg – denn bisher gibt es den Service nur in Hamburg, Berlin und Bremen. Die Bandbreite der Angebote ist groß: In Bremen sind eine Schokoladenmanufaktur, eine Schmuck- und Siebdruckwerkstatt, mehrere Tischlereien und Küchen sowie Ton- und Fotostudios dabei. „Es gibt einen großen Bedarf, wir treffen mit der Plattform gleich drei wichtige Zukunftstrends“, sagt der Bremer Christoph Lange, der zweite aus dem dreiköpfigen Gründerteam. „Der erste ist die Share-Economy, teilen statt kaufen. Gleichzeitig entwickelt sich überall die Do-it-yourself (DIY) und auch die Maker-Szene, technikbegeisterte Bastler, die sich neue Technologien wie 3D-Druck aneignen. Außerdem trifft die Plattform den Zeitgeist der Arbeitswelt: Sie erlaubt es Selbstständigen und Freiberuflern, ortsungebunden und je nach Auftrag zu arbeiten, ohne in Maschinen und Geräte investieren zu müssen."


Der Weg in die Selbstständigkeit

Für Christoph Lange und seine Mitgründer bedeutet Start-up vor allem Freiheit. Und die möchten sie mit Craftspace möglichst vielen ermöglichen. „Viele wünschen sich keine lebenslange Unternehmenszugehörigkeit mehr – haben aber andererseits großen Respekt vor der Selbstständigkeit. Mit der Plattform senken wir die Einstiegshürden“, so Lange. Für einen Tag eine professionelle Küche mieten und testen, ob eine Marmeladenmanufaktur nach Omas Rezepten funktioniert? Kein Problem mit Craftspace.

Einfach und übersichtlich ist die Webseite von Craftspace
Einfach und übersichtlich ist die Webseite von Craftspace © Craftspace

Weltweit einzigartig und die Expansion im Blick

Profile auf der Plattform erscheinen kostenlos. Craftspace erhält nur eine Provision, wenn tatsächlich ein Mietverhältnis zustande kommt. „Was airbnb für das Gastgewerbe ist, wollen wir für Werkstätten sein: Ein einfacher Weg, Menschen zusammenzubringen“, so Lange. Weitere Städte folgen, sobald die Strukturen aufgebaut und professionalisiert sind. Denn schnelles Wachstum verhindert Nachahmer – noch sind sie die einzigen weltweit. Damit sie sich durchsetzen, trommelt das mittlerweile fünfköpfige Team kräftig und spricht vor bei Handwerks-Verbänden, Kammern, Agenturen und in Netzwerken, um möglichst viele Besitzer von Produktionsstätten zu erreichen. „Das Feedback ist sehr positiv, wir können viele überzeugen mitzumachen“, sagt Lange.


Bedenken mit überzeugenden Argumenten ausräumen

Denn Überzeugungsarbeit ist auf Seiten der Betreiber nötig: Was, wenn ein Mieter die Maschinen beschädigt? Was, wenn ich spontan doch meine Küche brauche? Was, wenn ein Fremder alles durcheinanderbringt? „Die Plattform dient zur Kommunikation. Und das ist das wichtigste: Dass Mieter und Interessenten miteinander reden, sich kennenlernen und abstimmen. Wer bereit ist, für eine Werkstatt mehrere hundert Euro Miete zu zahlen, weiß auch, verantwortungsvoll damit umzugehen“, ist Lange überzeugt. Und wenn doch etwas kaputt gehen sollte, ist auch dafür gesorgt. Greift die Privat- oder Betriebshaftpflichtversicherung nicht in vollem Umfang, bietet die Versicherung von Craftspace zusätzliche Sicherheit.

Saskia Behrens, Werkstattleiterin der Kalle Co-Werkstatt, nutzt Craftspace
Saskia Behrens, Werkstattleiterin der Kalle Co-Werkstatt, nutzt Craftspace © Saskia Behrens

Frischer Wind in der Kreativszene durch Kooperationen

Mit der Zeit soll so eine eigene Community entstehen. Denn dort, wo Menschen gemeinsam Arbeitsräume nutzen und sich austauschen, entstehen auch gemeinsame Projekte und Ideen, sind die drei Gründer überzeugt. Das ist auch die Idee von der Kalle Co-Werkstatt aus Bremen, eine der Produktionsstätten, die bei Craftspace gelistet sind. Saskia Behrens ist dort Werkstattleiterin. Die 33-Jährige freut sich, auf einer Plattform viele unterschiedliche, kreative Angebote vorzufinden, "ich bin davon überzeugt, dass es vielen Machern mithilfe von Craftspace gelingt, schnell und unkompliziert genau den Ort zu finden, an dem sie den Grundstein für ihr Business, ihre Ideen und Wünsche legen können. Für die Kalle Co-Werkstatt bekommen wir zusätzliche Reichweite und Werbung ohne anfallende Kosten", so die freiberufliche Konzeptionerin und Designerin. Der Aufnahmeprozess war denkbar einfach: "Die Aufnahme in die Datenbank war unkompliziert. Ich hab meine Rahmenbedingungen durchgegeben, diese wurden ins Craftspace-Gewand eingepflegt und passend ausformuliert, ich hab es freigegeben: Fertig." Ganz nach dem Motto von Craftspace: Machen einfach machen.

Zum Profil der Kalle Co-Werkstatt auf Craftspace: http://craftspace.de/space/kalle-co-werkstatt/


* Craftspace wurde im September 2017 von dem Berliner Start-up www.spacebase.com übernommen.


 

Eine Übersicht über die Coworking-Plätze in Bremen bietet der Artikel Coworking in Bremen - zwölf Orte, um eine neue Bürogemeinschaft zu finden

Was Kreative in Bremen sonst noch so machen, erfahrt ihr auf der Übersichtsseite Kreativwirtschaft

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