Kein Qualitätsmanager der Welt kann dabei sicherstellen, dass in hunderttausenden Dokumenten keine Inkonsistenzen vorhanden sind, die zu Verzug oder im schlimmsten Fall zu Fehlern im Betrieb führen.
Sie machen schlechtes Dokumentenmanagement also nicht nur für viele Überstunden verantwortlich…
Aus meinen eigenen Projekten und den Erfahrungen von Kollegen in verschiedensten Unternehmen weiß ich: Papier ist zunächst geduldig. Da kann das Design ein paar Jahre lang entwickelt werden und alles sieht gut aus. Dann kommt der Tag der Wahrheit, an dem die erste Hardware am Wareneingang erscheint, die dann zu den anderen Komponenten passen soll: Und plötzlich passen zum Beispiel zwei Stecker nicht zusammen, oder eine Minimaltemperatur wurde übersehen, die einen Sensor unbenutzbar macht, oder ein Team hat in seinen Analysen Werte verwendet, die bereits seit Monaten nicht mehr aktuell sind. Im besten Fall – und das passiert in Großprojekten praktisch täglich – werden Analysen wiederholt und Dokumente auf den neuesten Stand gebracht. Im schlimmsten Fall verzögern die Probleme das ganze Projekt um mehrere Monate, weil das Design geändert werden muss. Wenn man von Großprojekten hört, scheinen die Gründe für fatale Fehler oder Verzüge immer banal zu sein. Egal ob der Dichtungsring, der zur Explosion eines Space-Shuttles geführt hat, oder die Brandschutztüren am Flughafen Berlin: es liegt in der Regel nicht daran, dass die Mitarbeiter dieser Projekte unfähig wären. Ganz im Gegenteil: sie sind sehr fähig, aber haben keine Tools, die ihnen dabei helfen den Überblick über dieses hochkomplexe System zu behalten und die kleinen Fehler systematisch zu finden.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, eine Software zu entwickeln, die Ingenieuren die Arbeit bei komplexen Projekten erleichtert?
Als ich vor einigen Jahren nach der Universität begann, als Satelliteningenieur zu arbeiten, war ich völlig überrascht: Die komplexesten Produkte, die die Menschheit baut, werden mit Excel und Word entwickelt. Für mich brach eine Welt zusammen; ich hatte Raumfahrt immer mit High Tech verbunden. Als ich dann auch noch sah, dass es nicht am Unternehmen lag, sondern diese und viele andere Branchen genau so arbeiten, hat es mir in den Fingern gekribbelt.