+49 (0) 421 9600-10

Luigi Colani und der Jugendstil

Neue Ausstellung in Bremen zeigt Einfluss der Natur auf Objekte des bekannten Designers

Fließende Formen und knallige Farben zeichnen die Designs des bekannten Künstlers Luigi Colani aus. Ob Haushaltswaren, Autos oder gar Flugzeuge, die von Colani entworfenen Objekte zeugten stets von seinem typischen organischen Stil. Die Sonderausstellung „Luigi Colani und der Jugendstil“, die vom 13. Februar bis 19. Juni 2022 im Paula Modersohn-Becker Museum Bremen zu sehen ist, beschäftigt sich mit dem Einfluss der kunstgeschichtlichen Epoche der Art Nouveau auf den Designer.
Luigi Colani, geboren in Berlin als Lutz Colani (1928 – 2019), bestritt stets, Vorbilder gehabt zu haben. Lediglich den Jugendstil mit seinem französischen Hauptvertreter Hector Guimard ließ er gelten. Dessen berühmte Metro-Gitter mit floralen Ornamenten sollten den Menschen in Paris um 1900 die Angst vor dem Abgang in die unterirdische Metro nehmen. Guimard suchte eine von der Natur inspirierte, gestalterische Antwort auf die fortschreitende Industrialisierung zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Auch Colani sah in der Natur die Antwort auf viele Herausforderun-gen der Gesellschaft und des Designs nach dem Zweiten Weltkrieg. Er selbst betitelte seinen Stil als „Biodesign“. Geschwungene Linien, der Verzicht auf rechte Winkel: Viele von Colanis Produkten und Entwürfen erinnern an stromlinienförmige Silhouetten von Meerestieren wie Rochen oder Haien. Im direkten Gegenüber mit den Vasen, Möbeln und Skulpturen aus dem Bröhan-Museum Berlin und sammlungseigenen Werken von Bernhard Hoetger wird die verwandte Formensprache von Luigi Colani und dem Jugendstil in der neuen Ausstellung deutlich.
Maßgebliches Wissen für seine vielfältigen Designs schöpfte Luigi Colani aus seinen Studien: In der Entwicklung von Flug- oder Fahrzeugen und in der Materialkunde machte er Gebrauch von seinem Studium der Aerodynamik und Ultraleichtbau an der École polytechnique, Paris. Das wird vor allem auch in den Entwurfszeichnungen deutlich, die die Designobjekte von Colani in der Ausstellung ergänzen. Die Anatomie des Menschen für das Design von Möbeln war ihm durch das Studium der Bildhauerei an der Universität der Künste, Berlin bekannt. Eine Schule für Gestaltung hatte er nie besucht. Das machte es Colani vielleicht einfacher, mit Traditionen und Denkmustern zu brechen, wie der Kinderstuhl Zocker (1972) zeigt. Dessen Form ist vom Kind selbst inspiriert, das einen Stuhl nicht zum Sitzen, sondern auch zum Spielen verwendet. Entsprechend vielseitig sind die Nutzungsmöglichkeiten des Zocker. Indem Luigi Colani gegen den Strom dachte, ebnete er vielen heutigen Standards der Designwelt den Weg. Diesen Einfluss verdeutlichen auch die großen Namen von Colanis Auftraggebern wie „Villeroy & Boch“, „Rosenthal“, „Poggenpohl“ oder „Fiat“. Nicht immer war die Zusammenarbeit zwischen Auftraggeber und Luigi Cola-ni einfach, da der Designer absolut dachte, sich selbst als Künstler betrachtete und keine Kompromisse einging.
Genauso vehement wie für seine Entwürfe, stand Colani für seine Zukunftsvisionen ein. In dem Manifest Ylem (1971) – einem Plastikkoffer mit 120 losen Blättern – drückte Colani seine Gedanken für die Zukunft von Wohnen und Mobilität zeichnerisch und schriftlich aus. An dieser Stelle wird Colani aktueller denn je. Wie in all sei-nen Arbeiten ist auch im Ylem sein oberstes Ziel, Design, Mensch und Natur miteinander zu versöhnen. Er griff in dieser Publikation den aktuellen Forderungen unserer Gesellschaft an Technik und Design vor, schnelle und effiziente Lösungen für den Klimawandel, wachsende Städte und schwindende Ressourcen zu finden. Die Utopien erscheinen zunächst fantastisch, auf einen zweiten Blick jedoch nicht weit entfernt von aktuellen Lösungsansätzen, die zum Beispiel Mobilitätswissenschaftler in heutige Diskurse einstreuen: Kleine Fahrzeuge auf Schienen, die durch Städte fahren und sich an Knotenpunkten zu langen, raupenartigen Schlangen zusammenschließen sind nur eine von zahlreichen Visionen des Designers, der 2019 in Karlsruhe verstarb.
Für alle, die den Besuch in der Ausstellung mit einer Reise nach Bremen verbinden möchten, bietet sich die Pauschale der Bremer Touristik-Zentrale „Bremen zum Kennenlernen“ an. Dabei ist das Hotel frei wählbar. Eine Übernachtung im Doppel-zimmer mit Frühstück vom Buffet, Stadtführung, Kaffeegedeck in einer Bremer Traditionskonditorei, BremenCARD für 2 Tage freie Fahrt im Nahverkehr und weitere Vergünstigungen sowie einem Reiseführer Bremen gibt es pro Person im Doppelzimmer ab 72 Euro.
Weitere Informationen zu Bremen und Übernachtungsmöglichkeiten in der Hanse-stadt gibt es bei der Bremer Touristik-Zentrale (BTZ) unter www.bremen-tourismus.de oder telefonisch bei den BTZ-Mitarbeitenden unter 0421/30 800 10.