„Sichere Rente oder Musik machen?“
Auch Ulrich Königs Professor fragte damals seinen jungen Studenten: „Willst du eine sichere Rente oder Musik machen?“ Die Antwort, sagt König, sei ihm damals leicht gefallen. Im Jahr 1988 schloss er sich dem jungen Orchester an und ging mit ihm nach Bremen.
Aushängeschild in Sachen Unternehmergeist
Heute ist die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen ein Aushängeschild: für klassische Musik, die Stadt Bremen – aber auch in Sachen Unternehmergeist. Von ihrem Jahresbudget in Höhe von rund 6,5 Millionen Euro erwirtschaften die Musiker mehr als zwei Drittel selbst – durch Konzerte, Einnahmen durch Bild- und Tonrechte, Honorare und Sponsoren. „Normalerweise werden Orchester in Deutschland zu 90 Prozent subventioniert“, erklärt Schmitt. Dass die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen es anders macht, erfüllt sie alle mit Stolz.
Zehn Jahre nach der Gründung droht das Aus
Diese Erfolgsgeschichte ist umso bemerkenswerter, weil das Unternehmen kaum zehn Jahre nach seiner Gründung fast vor dem Aus stand. Veränderungen auf dem klassischen Musikmarkt führten zu Liquiditätsproblemen.Mangelndes Sponsoring und finanzielle Schieflagen summierten sich im Jahr 1998 zu einem Schuldenberg in Höhe von 1,5 Millionen Mark – über Jahre angestaut und mit mehreren Führungswechseln verbunden.
Finanzielle Misere betraf jeden einzelnen Musiker
Ein Drama nicht nur für das Orchester, sondern auch für die einzelnen Musiker: Als Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) bürgte jeder mit seinem Privatvermögen für das Unternehmen. „Wir hatten die GbR gegründet, weil sie uns zur damaligen Zeit als die passende Form erschien: Sie bot uns die meiste Freiheit, um kreativ zu sein“, sagt Schmitt rückblickend. Dass dies in letzter Konsequenz ein Maximum an Unternehmergeist abverlangte, hatte für die Musiker bis dahin nicht im Vordergrund gestanden.
Die Wende gelang mit Hilfe von außen
Mit Hilfe der Stadt, ihren Bürgern und den Vorläufern der Wirtschaftsförderung Bremen gelang aber doch noch die Wende: Innerhalb von zwei Jahren war das Orchester schuldenfrei; eine halbe Million Mark erwirtschaftete es selbst über Spenden und Sponsoren. Mit dem Neuanfang wandelte sich auch die Rechtsform: Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen wurde eine gGmbH, eine gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung.
Finanzierung steht nun auf breiteren Füßen
Der Zusatz „gemeinnützig“ ist aus Sicht von Geschäftsführer Schmitt, der seit der Krise die Geschäfte des Orchesters führt, ein großes Glück: „Wir können in größerem Maß Spenden annehmen und Sponsoren gewinnen, was unsere Finanzierung auf breitere Füße stellt und uns insgesamt unabhängiger macht.“ Gleichzeitig zog damit auch ein höheres Maß an professionalisiertem Unternehmertum bei den Musikern ein: Etwa 20 Vollzeitkräfte kümmern sich heute um internationales Touring, vier eigene Abonnementreihen, Festivals, soziale Projekte und um die Akquise und Pflege der „Partnerschaften“, wie Schmitt das Geschäftsverhältnis zwischen Kunst und Wirtschaft bezeichnet. Gemeinsam mit der Stadt oder mit Unternehmen entwickelt das Team Konzerte, Tourneen und Projekte, von denen beide Seiten profitieren.