2003 eröffnete die Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) unter der internationalen Marke Bremeninvest ihr erstes Büro im Ausland. In Schanghai, China, rühren die Angestellten kräftig die Werbetrommel für den Standort Bremen. Das zeigt Wirkung: In den vergangenen 15 Jahren siedelten sich mehr als 130 chinesische Unternehmen in Bremen an.
„Bremen ist in China als einer der größten Hafenstandorte bekannt“, sagt Matthias Hempen, der bei der WFB für Ansiedlungen aus China verantwortlich ist. Doch das ist nur einer der Gründe, warum es die Betriebe in die Hansestadt zieht.
Sobald sich ein chinesisches Unternehmen entscheidet, in Europa zu investieren, beginnt die Suche nach dem geeigneten Standort. Deutschland liegt zentral und hat gute Anbindungen an die anderen EU-Staaten. Unter den deutschen Städten punktet Bremen mit einer langen historischen Verbindung zu China. Bereits im 18. Jahrhundert begann über die Häfen der Handel zwischen der Hansestadt und der Volksrepublik. Heute fahren Containerschiffen siebenmal pro Woche ohne Umwege nach China. Direkte Zugverbindungen sind in Kürze angedacht.
„Es ist von Vorteil, dass es hier bereits viele chinesische Betriebe gibt“, erläutert Karin Noetzel, die bei der WFB ebenfalls für einen guten Kontakt zu chinesischen Unternehmen sorgt. „Es gibt bei uns eine große chinesische Community. Sie vernetzt aber nicht nur die chinesischen Konzerne untereinander. Sie schafft auch Kontakte zu Bremer Firmen, insbesondere aus dem Außenhandel und der High-Tech-Industrie.“
Unsere Zielgruppe ist der chinesische Mittelstand.
Matthias Hempen, Wirtschaftsförderung Bremen
Viele der chinesischen Mittelständler und Konzerne, die sich in Bremen ansiedeln, arbeiten im Bereich Im- und Export. Für sie ist eine ausgebaute Infrastruktur ebenso wichtig wie mit Logistikdienstleistern vor Ort arbeiten zu können.
„Unsere Zielgruppe ist der chinesische Mittelstand“, erzählt Hempen. Die Unternehmen müssen aber auch bestimmte Anforderungen erfüllen. Sie sollten eine gewisse Größe und Kapitalstärke haben, um die Geschäfte der ersten zwei Jahre abzusichern. Außerdem seien Management-Kompetenzen wichtig. Das heißt, die Unternehmen sollten sowohl Wert auf Sprachkenntnisse als auch auf die Ausbildung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern legen.
„Die Betriebe müssen international aufgestellt sein“, ergänzt Wang Lu, die das Bremeninvest-Büro für die WFB vor Ort in Schanghai leitet. „Dazu gehört, dass sie eine englische oder deutsche Website haben und die kulturellen Unterschiede beachten. Sie sollten zum Beispiel ihre Geschäftspartner nicht sofort duzen.“
In den chinesischen Unternehmen in Bremen arbeiten circa 700 Menschen. Mehr als 3.500 Angestellte insgesamt verdanken ihre Arbeitsplätze den Betrieben aus der Volksrepublik. Denn die Chinesen nutzen viele Dienstleistungen in Bremen. So profitieren beispielsweise neben den Logistikunternehmen auch Rechts- und Steuerberatungen, Marketingagenturen und Sprachschulen von den Ansiedlungen aus dem Reich der Mitte. Außerdem bereichern die Chinesen die Bremer Tourismus- und Immobilienwirtschaft. Sie buchen Hotelzimmer für anreisende Geschäftspartnerinnen und –partner oder bringen ihre Familien und Freunde für ihre Urlaube in Apartments unter. Dabei bevorzugen sie Unterkünfte mit gehobenem Standard. Sie mieten und kaufen Geschäfts- und Wohnräume, wobei die chinesischen Unternehmer den Kauf bevorzugen.
Die Bremer Wirtschaftsförderung organisiert auch Delegationsreisen ins Ausland und Besuche von internationalen Gästen an der Weser. So fand zum Beispiel im April 2018 eine Werkbesichtigung bei Mercedes-Benz in Bremen in Kooperation mit der Chinesischen Handelskammer in Deutschland e. V. statt. „Mercedes-Benz – Made in Bremen“ genießt eine hohe Wertschätzung bei Chinesen. Das Werk in Bremen ist das weltweit zweitgrößte Automobilwerk sowie der größte Arbeitgeber am Standort. China zählt mittlerweile als größter Absatzmarkt für in Bremen produzierte Modelle. Als C-Klasse-Kompetenzzentrum wird die komplette Logistik für das Werk in Peking zentral von Bremen aus gesteuert. Insgesamt nahmen 25 chinesische Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Geschäftsführungen chinesischer Betriebe aus Bremen, Hamburg und anderen Teilen Deutschlands an der exklusiven Tour teil. Teilnehmende aus Bremen waren unter anderem WINIT GmbH, CCIC Germany GmbH sowie aus Norddeutschland: die AVIC International (Germany) GmbH, Niederlassung der chinesischen Luftfahrt-Holding, die Baosteel Europe GmbH sowie Vertreter der China Shipbuilding & Offshore International Co., Ltd., der Wirtschafts- und Handelsabteilung des Generalkonsulats in China, der Bank of China sowie der China Telecom und Sinotrans Air Transportation. Alle zeigten sich begeistert von der Effektivität der modernen Automobilproduktion und der gebotenen Plattform zum Netzwerken mit Konzernen aus Bremen und China.
Wirtschaftsförderer Matthias Hempen zieht Bilanz: „Das Interesse von chinesischen Unternehmen an Bremen ist konstant hoch.“ Das Bremeninvest-Büro in Schanghai habe sich in den letzten 15 Jahren bewährt und solle auch zukünftig im Reich der Mitte auf das kleinste Bundesland Deutschlands aufmerksam machen.
Weitere Informationen zu Ansiedlungen aus China erhalten Sie bei Matthias Hempen, Tel. +49 (0)421 9600 127, matthias.hempen@wfb-bremen.de
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