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12.10.2021 - Jann Raveling

Ein Online-Schwergewicht für Möbel made in Bremen

Gewerbepark Hansalinie

emotion-24 verkauft online Badmöbel aus eigener Produktion

Senior-Partner Klaus und Dominik Entelmann vor dem Büroneubau im Gewerbepark Hansalinie
Senior-Partner Klaus und Dominik Entelmann vor dem Büroneubau im Gewerbepark Hansalinie © Frank-Thomas Koch/Entelmann

Einer der größten Online-Händler Bremens? Marktführer in seiner Nische? Und mit Ambitionen, rasant weiter zu wachsen? Womit Dominik Entelmann heute 350 Angestellte beschäftigt – und warum er seine Bremer Betriebsstätte derzeit enorm vergrößert.

Bremen, Gewerbepark Hansalinie. Im Sekundentakt brummen hier die schwer beladenen Lkws vorbei, mehr als 1.000 sind es am Tag allein in Richtung des nahen Bremer Mercedes-Benz Werks. Inmitten dieser gut geschmierten Lieferkette stehen die beiden Hallen und das Bürogebäude von Dominik Entelmann. Der 37-Jährige ist Geschäftsführer von emotion-24.de.

emotion-24 ist Spezialist unter anderem für Badmöbel – aus eigener Produktion

Sein Steckenpferd ist die Inneneinrichtung. Genauer gesagt: Badmöbel, Badewannen, Whirlpools und neuerdings auch Garderoben, Schuhschränke und Kommoden. Ein Geschäft, das läuft wie geschnitten Brot. 48 Millionen Euro Umsatz macht die Gruppe um die Emotion Warenhandels GmbH im Jahr, 3.000 Artikel stehen in den Online-Katalogen. 350 Angestellte beschäftigt die Gruppe, davon rund 180 in Bremen.

Beim Blick in die Firmenhallen fällt auf: Hier wird nicht nur verpackt und verschickt, sondern produziert. Wo andere Online-Händler auf eingekaufte Ware aus Fernost setzen, hält Entelmann mit „Made in Bremen“ dagegen. Ungewöhnlich für einen breit aufgestellten Internethandel. Online-Kundinnen und Kunden gelten als preissensibel – und „emotion“ ist keine Marke, die bisher bundesweit von sich reden gemacht hat. Dominik Entelmann weiß das – und hat aus dieser Schwäche eine Stärke gemacht.

Aus Zufall wird Profession

Alles fing 2008 an, über einen Kunden erhielt Entelmann – noch in der Hi-Fi-Branche tätig – die Chance, drei Container mit Badmöbeln aus China günstig auszulösen. Auch damals war die Idee, Möbel über das Internet zu verkaufen nicht radikal neu, aber längst nicht so alltäglich wie heute. In wenigen Monaten entstand eine Webseite, um das Inventar an den Mann und die Frau zu bringen.

„Schon damals wollten wir uns vom Markt absetzen und habe kleine Details an den Möbeln geändert, etwa neue Griffe oder Paneele angebracht“, erinnert sich der Online-Profi heute. Die Kundschaft springt an und Entelmann ordert aus Fernost nach.

Das Geschäft wächst schnell. 2011 gewinnt Entelmann, der die Firma gemeinsam mit seinem Senior-Partner Klaus führt, den Bremer Gründerpreis. Erste Absatzmärkte in Großbritannien und Frankreich laufen erfolgreich an. Aber die Eurokrise und die damit schwächelnde Währung nagen an den Margen, die Importe verteuern sich ständig.

Mit Badmöbeln fing alles an - heute stammt alles aus eigener Produktion
Mit Badmöbeln fing alles an - heute stammt alles aus eigener Produktion © Emotion

Dem jungen Gründer gefällt die Idee, unabhängiger von Importen zu werden, die Produktion selbst in die Hand zu nehmen. Ein Anspruch, der sich bis heute gehalten hat. „Globalisierung muss auch ökologisch funktionieren. Ich will wissen, was in meinen Produkten drin ist und ein nachhaltiges Unternehmen führen“, sagt er. Die Unabhängigkeit von Importen vereinfacht die Produktionskette, gleichzeitig wird diese umweltfreundlicher. Das Holz kommt fortan aus Europa, eine eigene Photovoltaikanlage produziert mehr klimaneutralen Strom, als das Unternehmen verbrauchen kann.

Kein Weg führt an emotion-24 vorbei

Die nahezu klimaneutrale Produktion ist ein wichtiges Verkaufsargument für das Unternehmen. „Wir müssen mit unseren Möbeln einen eigenen Charakter entwickeln. Wir sind keine bekannte Marke wie etwa IKEA und müssen deshalb anders punkten“, führt er aus. Dazu gehören schnelle Verfügbarkeit, guter Service und exzellente Auffindbarkeit im Netz. Allein für die Webseite und die Technik im Hintergrund beschäftigt Entelmann heute 25 Angestellte.

Neben dem eigenen Shop beliefert emotion-24 im B2B-Geschäft auch die Internetauftritte bekannter deutscher Baumarktketten. „Wir sind online ein wesentlicher Player mit einem erheblichen Marktanteil“, sagt er. Wie hoch genau, sei schwer herauszufinden, denn für Badmöbel gäbe es keine eigenen Statistiken. Aber eins ist klar: Der gesamte Internet-Möbelhandel wuchs in den vergangenen Jahren kräftig im zweistelligen Bereich und wird es auch weiterhin.

Dominik Entelmann möchte sich auch in Zukunft einen ordentlichen Kuchenteil davon abschneiden. Der Bremer ist ruhelos, redet ebenso schnell wie er neue Ideen hat. „Mit wurde wohl ein innerer Antrieb in die Gene gelegt. Stillsitzen kann ich nicht“, sagt er schmunzelnd. Was will er eigentlich erreichen? „Ich will beweisen, dass ich es kann. Dass wir ein Unternehmen aufbauen können, das Bestand am Markt hat. Und das in Bremen High-End-Jobs schafft“, formuliert er es.

Badewannen und Whirlpools gehören ebenfalls zum breiten Angebot der Bremer
Badewannen und Whirlpools gehören ebenfalls zum breiten Angebot der Bremer © Emotion

Bremer Dreamteam sorgt für nachhaltiges Wachstum

Mit dem Online-Boom durch die Corona-Krise wächst auch emotion-24 im vergangenen Jahr stark. Gut, dass bereits 2019 die Entscheidung für eine Erweiterung fiel. Angrenzend an das Grundstück im Gewerbepark Hansalinie gab es noch Ausbaureserven, die Entelmann nutzte und im vergangenen Jahr eine Halle sowie ein Bürogebäude neu aufzog. Der 13-Millionen-Euro-Neubau verfügt zwar über eine kleinere Grundfläche als die alte Halle, dank eines robotergestützten Warenlagers kann das Unternehmen dort aber seine Lagerkapazität von 3.800 Stellplätzen auf über 9.000 Stellplätze fast verdreifachen und somit die Produktion ausweiten. „100 Millionen Euro können wir damit im Jahr umzusetzen. Wir denken heute schon ans Übermorgen“, schwärmt Entelmann.

Eng begleitet wurden die beiden Geschäftsführer – Klaus Entelmann ist nicht länger dabei, dafür aber Bijan Salehi als angestellter Geschäftsführer – dabei von der Wirtschaftsförderung Bremen und der BAB – die Förderbank. Dreimal unterstützte die Bank Investitionsvorhaben in die Immobilie über das Landesinvestitionsförderprogramm, zuletzt die neueste Erweiterung. Die Wirtschaftsförderung verkaufte Entelmann sowohl das erste Grundstück als auch die Erweiterungsfläche. Darüberhinaus unterstützte sie den Geschäftsausbau aktiv durch Vermittlung und Beratung seit der Gründung.

„Beide Institutionen waren immer da für uns und haben uns tatkräftig unterstützt. Was wir hier geschafft haben, ist eine Gemeinschaftsleistung“, freut sich Entelmann.

Das Bad ist erst der Anfang

Die magische Marke von 100 Millionen Euro Umsatz will der umtriebige Gründer aber nicht nur mit Badmöbeln erreichen. Bis jetzt hat er sich in den Flur hervorgearbeitet – Spiegel, Garderoben, Kommoden, Schuhablage – aber er nimmt bereits den nächsten Raum im Visier: das Schlafzimmer. Auch diese neuen Nischen kommen nicht ganz ohne Zufall ins Unternehmen. Neben organischem Wachstum kauft Entelmann schon fast regelmäßig Firmen hinzu, 2015 etwa Posseik Möbel und 2020 “Niemann Möbelteile” und die “Gorenje” Waschbeckenproduktion im serbischen Zajeĉar.

„Ein chinesischer Investor wollte seine Beteiligung in Serbien loswerden. Wir haben mit dem osteuropäischen Unternehmen ohnehin zusammengearbeitet, wussten, dass sie gute Arbeit machten. Da fiel uns die Übernahme der 80 Arbeitsplätze leicht“, fasst es Entelmann zusammen.

Ich will das Unternehmen flexibel, nachhaltig und zukunftsorientiert aufstellen.

Dominik Entelmann

Auch hier geht es ihm um Nachhaltigkeit und Schnelligkeit. Statt Waschbecken aus China für den Einbau in seine Badmöbel zu bestellen, kommen sie nun aus Europa. Ein Container ist mit dem Lkw so innerhalb weniger Tage in Bremen und verbringt keine 120 Tage auf dem Seeweg aus Fernost, wie es aufgrund der Lieferengpässe derzeit der Fall ist. „Die Schiffsfrachtkosten sind im letzten Jahr explodiert – aber wir sind davon unabhängig. Das gefällt mir. Ich will das Unternehmen flexibel, nachhaltig und zukunftsorientiert aufstellen“, sagt der Familienvater.

Damit ist er auf einem guten Weg. Das Unternehmen hat die Kontrolle über einen großen Teil der Produktionskette. Eine vertikale Integration, die es ihm einfacher macht, nachhaltig zu handeln, weil er jedes einzelne Glied kennt. Und Innovationen zu begünstigen. Derzeit arbeitet das Team daran, die Badmöbel in einer Augmented-Reality-Umgebung einzusetzen. Kundinnen und Kunden sollen künftig über die Kameraansicht ihres Smartphones Möbel virtuell in den echten Raum platzieren. So können sie bereits vor dem Kauf feststellen, ob das Möbelstück passt. „Wir wollen das Produkt besser erlebbar machen als im Laden“, hat sich Entelmann als Ziel gesetzt. Und bei seiner Motivation dürfte dem nichts entgegenstehen.

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