Und wie läuft es in Deutschland?
In Deutschland handelt es sich um Agenturgeschäfte. Es gibt nationale und internationale Raumfahrtagenturen, die sich eher als Entwicklungspartner verstehen und mehr an der Entstehung der Produkte und Projekte mitwirken, als sie schließlich zu kaufen. Natürlich trägt ein Unternehmen damit auch ein Risiko, dieses ist aber nicht kommerziell.
Welche Unterschiede zwischen Deutschland und den USA gibt es noch?
Die US-Amerikaner scheinen deutlich pragmatischer im Angang zu sein. Das Start-up SpaceX zum Beispiel schießt eine Rakete hoch und guckt, ob sie funktioniert. In Europa rechnen wir erstmal zehn Jahre rum, bevor wir ausprobieren, ob die Rakete fliegt. Das hat beides seine Vor- und Nachteile.
Kommerzielle Raumfahrt beinhaltet das Ziel, in freier unternehmerischer Entscheidung ein Geschäftsmodel zu verfolgen. Aber auch die klare Erkenntnis: Ohne die Beteiligung des Staates funktioniert es heute nicht.
Ist kommerzielle Raumfahrt für Deutschland denkbar?
Es gibt sie heute schon. Kommunikationssatelliten werden auch in Deutschland gebaut. Der Schritt, den OHB mit der Serie von Galileo Satelliten geht, eine Serie zu konkreten Preisen aufzulegen, ist ein Schritt in Richtung Kommerzialisierung.
Welche Chancen birgt die kommerzielle Raumfahrt?
Kommerzielle Raumfahrt bietet neue Chancen für viele. Wenn ich etwas kommerziell machen möchte, muss ich überlegen, wie mein Geschäftsmodell aussehen soll. Ich bin nicht mehr nur technologiegetrieben, es geht nicht mehr nur darum, zu sehen, was möglich ist, sondern ich muss überlegen, wer mein Produkt hinterher haben will und bereit ist, dafür zu bezahlen.
Der Wettbewerb wird zunehmen und aus diesem kann sich eine größere Vielfalt ergeben. Die Richtung ist sehr sinnvoll für eine größere Chancenvielfalt.
Bedeutet das langfristig, dass Raumfahrt günstiger wird?
Davon gehe ich aus. Das hat sich eigentlich immer bewahrheitet. Sagen wir mal so: Es wird immer auch eine öffentlich betriebene und getriebene finanzierte Raumfahrt geben, die sehr forschungsorientiert ist. Aber es kann auch zunehmend eine Raumfahrtbranche für Produkte geben, die nicht öffentlich finanziert und nicht forschungsorientiert sind, sondern einen schlichten Nutzen für die Menschen auf der Erde haben.
Es geht auch ohne viel Schnickschnack: Das Start-up Bagaveev Corporation
© Floris Porro