Die deutsche Delegation besuchte während des Aufenthaltes in China auch die Shanghai Academy for Spaceflight Technology
© Matthias Hempen
Bewährte Zusammenarbeit
Seit dem Erstflug des Shenzou-Raumschiffes 1999 haben die Chinesen neun weitere Generationen des “Götterschiffes” (so shénzhōu übersetzt) ins All geschickt. Mit der Shenzou-8 startete 2011 auch ein Stück deutscher Ingenieursarbeit vom Raumfahrtbahnhof Jiuquan in den Weltraum. Die Experimentapparatur SIMBOX wurde von Astrium gebaut und enthielt 17 biologische Substanzen, an denen die Auswirkungen von Schwerelosigkeit und Strahlung untersucht wurden. Der Grundstein für dieses gemeinsame Projekt wurde bereits 2006 vom bremischen Senat gelegt. 2016 kann nun der Grundstein für etwas noch viel Größeres gelegt werden.
Für China als zukünftige Raumfahrtnation sprechen außerdem scheinbar unerschöpfliche Ressourcen. Derzeit investiert China jährlich zwei bis drei Milliarden US-Dollar in sein nationales Raumfahrtprogramm. Im Vergleich zum NASA-Budget von 19 Milliarden pro Jahr eine geringe Summe, doch die Investitionen werden sich in den nächsten Jahren vervielfachen. Mit 150.000 Angestellten verfügt allein das zentrale chinesische Staatsunternehmen für Raumfahrt CASC (China Aerospace Science and Technology Corporation) über 100.000 Mitarbeiter mehr, als in der gesamten europäischen Raumfahrt angestellt sind. Dazu kommt die uneingeschränkte politische Unterstützung und eine junge, hochmotivierte Mitarbeiterschaft. Die chinesische Raumfahrt expandiert und Bremer Raumfahrtunternehmen können auf diesem wachsenden Markt profitieren.
Dass die Chinesen Bremen als Raumfahrtstandort im Blick haben, war schon vor der Ankunft der Delegation in Peking abzusehen. “Das Interesse der chinesischen Akteure an den geplanten Workshops ist so groß, dass interessierten Teilnehmern bereits abgesagt werden musste. Dies ist ein eindeutiges Indiz für die internationale Wahrnehmung der hohen Kompetenz des Raumfahrtstandortes Bremen”, so Abteilungsleiter für Innovation Hans-Georg Tschupke im Vorfeld der Reise.
Zur richtigen Zeit am richtigen Ort
Bereits kurz nach der fünftägigen Delegationsreise ist klar, dass die bremisch-chinesische Zusammenarbeit in naher Zukunft konkrete Züge annehmen kann. Die Vertreter der Bremer Raumfahrtforschung und -wirtschaft konnten einen überraschend realen Einblick in die Produktion von Satelliten und Trägerraketen werfen. Überraschend deswegen, weil die chinesische Raumfahrt sich nach einer langen Periode der Abschottung erst jetzt internationalen Partnern wirklich öffne, meint Wirtschaftsenator Günthner.